6. Schach - Aktion im Billstedt Center 2005
2. Thalia Billstedt Team-Cup 2005:
Kleine Knirpse als große Figurenjongleure
Der 2. Thalia Billstedt Team-Cup 2005 geht dieses Jahr an die Weissen Damen Daniel und Philipp!
Eine ganze Woche gastierte der Hamburger
Schachklub in seinem Jubiläumsjahr im Billstedt Center. Und gleich zu Beginn das erste
Highlight: der 2.Thalia Billstedt Team Cup 2005, ein Mannschaftsturnier für Kinder unter
11 Jahren!
Immer zwei Kinder spielen zusammen in einer Mannschaft und gewinnen kann man nur, wenn
beide Spieler erfolgreich sind. Aber nicht nur die Regelkenntnis ist wichtig für die
Teilnahme, sondern absolute Pflicht ist auch eine möglichst kreative Namensgebung für
das Team. Besonders beliebt sind hierbei immer wieder Tiere, so gibt es neben den
Schachbären die Feuerdrachen und auch sonst allerlei Getier, das
die Figuren auf dem Brett tanzen lässt.
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Das Feld von insgesamt
achtzehn Mannschaften wurde in zwei Gruppen aufgeteilt und die beiden Gruppensieger
sollten dann im großen Finale gegeneinander antreten. Aber um ins Finale zu gelangen,
mussten erst mal die direkten Konkurrenten aus dem Weg geräumt werden.
In Gruppe 1 deutete sich relativ bald an, dass der Gruppensieg nur über
die Weissen Damen Daniel Pfeiffer und Philipp Schaeffer führen konnte. Die
beiden Talente vom gleichnamigen Verein in der Mitte Hamburgs fegten ihre Gegner
geradezu vom Brett. Einzig die beiden bezaubernden Damen von Les Campeonas del
Ajedrez Samira Saak und Selena Goedeke und die beiden Glückspilze Diana
Garbere und Boriss Garbers konnten bis in die letzten Runden mithalten.
Boriss Garbers und Diana Garbere
Nachdem die Glückspilze in der vorletzten Runde die
spanischen Mädels besiegt hatten, kam es in der letzten Runde zum großen
Aufeinandertreffen der beiden Spitzenreiter. Daniel konnte sehr überzeugend gegen Diana
gewinnen und wie es richtige Mannschaftsspieler machen, bot Philipp in guter Stellung
sofort Remis an, was Boriss zähneknirschend annehmen musste. Es folgte Philipps
Beckerfaust, das Finale war souverän erreicht.
In Gruppe 2 entwickelte sich ein ähnlich dramatischer Kampf. Lange Zeit
führten die Blitzgescheiten Lucas und Jonathan Kalauch vom SK
Marmstorf, und erst wenige Runden vor Schluss gelang dem Schachbären Julian überhaupt
der erste Partiegewinn gegen einen Blitzgescheiten.
Turnierreporter Björn Lengwenus, der das gesamte Turniergeschehen laufend kommentierte
und so auch den weniger fortgeschrittenen Zuschauern das Geschehen auf den Brettern
nahebrachte, interviewte Julian und bekam folgenden sehr fachmännischen Kommentar:
Ja, ich hab ihn erst mit dem Springer Schach gesetzt, dann ist er weggegangen und
dann habe ich ein Abzugsschach gegeben und dann war seine Dame weg! Das hab ich bei
Fritz & fertig so gelernt! Dass Björn, der Autor dieses
preisgekrönte PC-Spiel, daraufhin etwas stolz strahlte kann man ihm sicher nicht
verdenken.
Björn Lengwenus im Interview mit dem besten Mädchen-Team: Les Campeonas del
Ajedrez mit Selena Goedeke Tort (l.) und Samira Saak
Doch zurück zum Turniergeschehen: Neben
den Blitzgescheiten hatte vor allem das Duo Black & White
Valentin Chevelevitch und Oleg Kessler eine gute Tagesform mitgebracht und auch das
qualmende Hirn Oscar Bartz von der Grundschule Alsterdorf und Mario Kölbel
vom Heilwig-Gymnasium rechneten sich noch lange Chancen auf das Finale aus.
Am Ende waren es Black & White, die sich als die glücklichen Sieger
fühlen konnten, die gute alte russische Schachschule gemixt mit HSK Training hatte sich
als zu stark erwiesen.
Und nun bildete sich eine große Zuschauertraube um die beiden Bretter des Finales. Im
Stile eines Radiomoderators berichtete Björn Lengwenus von einem packenden Final, in dem
sich alle vier Spieler alles abverlangten. Und wiederum war es Daniel von den Weissen
Damen, der seine Partie als erster gewinnen konnte. Es war wohl dieser Tick an
Professionalität, der am Ende für die beiden Weissen Damen sprach, denn
wiederum bot Philipp sofort die Punkteteilung an und da Valentin keine Möglichkeit sah,
auf Gewinn zu spielen, nahm er dieses Angebot an und gratulierte damit zum Turniersieg.
Zur Siegerehrung waren natürlich alle geblieben und so bekamen alle Teilnehmer noch
wertvolle Preise der Firma ChessBase überreicht. Björn Lengwenus wurde noch um einige
Widmungen für sein gerade erschienenes Fritz & Fertig-Buch Wie geht
Schach gebeten und kam auch diesen Bitten natürlich gerne nach.
Andreas Albers
2. Thalia Billstedt Team-Cup am 7. November 2005
Gruppe A
Rg | Mannschaft | S | R | V | Man.Pkt. | Brt.Pkt | SoBerg |
1. | Black & White | 6 | 2 | 0 | 14-2 | 14.0 | 45.00 |
2. | Die Blitzgescheiten | 5 | 3 | 0 | 13-3 | 13.0 | 43.50 |
3. | Schachbären | 6 | 1 | 1 | 13-3 | 13.0 | 39.00 |
4. | Das qualmende Hirn | 3 | 3 | 2 | 9-7 | 9.0 | 22.00 |
5. | Schach-Amateure | 2 | 4 | 2 | 8-8 | 8.0 | 19.50 |
6. | Die Denker | 2 | 3 | 3 | 7-9 | 7.0 | 13.50 |
7. | Schachtiger | 2 | 2 | 4 | 6-10 | 6.0 | 9.50 |
8. | Die Schach-Agenten | 1 | 0 | 7 | 2-14 | 2.0 | 0.00 |
9. | Die Schachmeister | 0 | 0 | 8 | 0-16 | 0.0 | 0.00 |
Gruppe B
Rg | Mannschaft | S | R | V | Man.Pkt. | Brt.Pkt | SoBerg |
1. | Weisse Schacher | 8 | 0 | 0 | 16-0 | 15.5 | 56.00 |
2. | Glückspilze | 7 | 0 | 1 | 14-2 | 14.5 | 42.00 |
3. | Las campeonas del ajedres | 5 | 1 | 2 | 11-5 | 11.0 | 26.00 |
4. | Cool Kids | 4 | 2 | 2 | 10-6 | 9.5 | 25.00 |
5. | Feuerdrachen | 3 | 1 | 4 | 7-9 | 6.5 | 12.00 |
6. | Schachschüler | 1 | 2 | 5 | 4-12 | 4.0 | 8.00 |
7. | Die wilden Freunde | 1 | 2 | 5 | 4-12 | 4.0 | 7.00 |
8. | Die Zebrabande | 0 | 3 | 5 | 3-13 | 4.0 | 9.00 |
9. | Hans und Max | 1 | 1 | 6 | 3-13 | 3.0 | 5.00 |
Finale: Weisse Schacher - Black & White 1 ½ : ½
Hans Espig (l.) und Max Tränker, die jüngsten Teilnehmer, vor ihrem ersten
Schachturnier.
Mario Kölbel (M.), eine der Hälften des qualmenden Hirns, beim Interview - im
Hintergrund die Turniersieger Daniel Pfeiffer und Philipp Schaeffer.
5. Billstedt Center-Cup für Schulen am 9. November 2005
Rg | Mannschaft | S | R | V | Man.Pkt. | Brt.Pkt | SoBerg |
1. | Gymnasium Buckhorn | 7 | 0 | 0 | 14-0 | 24.0 | 56.0 |
2. | Gymnasium Bornbrook 1 | 6 | 0 | 1 | 12-2 | 24.5 | 57.0 |
3. | Matthias-Claudius-Gymnas. | 5 | 0 | 2 | 10-4 | 21.5 | 54.0 |
4. | Schule Denksteinweg | 4 | 1 | 2 | 9-5 | 15.5 | 46.0 |
5. | Gymnasium Bornbrook 2 | 2 | 3 | 2 | 7-7 | 13.0 | 48.0 |
6. | Emil-Krause-Gymnasien 1 | 3 | 1 | 3 | 7-7 | 12.5 | 53.0 |
7. | Gym. Billstedt | 3 | 0 | 4 | 6-8 | 12.5 | 49.0 |
8. | Oppelner Str. 2 | 1 | 3 | 3 | 5-9 | 10.5 | 48.0 |
9. | Oppelner Str. 1 | 2 | 1 | 4 | 5-9 | 9.5 | 47.0 |
10. | Oppelner Str./Denksteinweg | 2 | 1 | 4 | 5-9 | 9.0 | 50.0 |
11. | Emil-Krause-Gymnasium 2 | 1 | 2 | 4 | 4-10 | 10.5 | 37.0 |
12. | Otto-Hahn-Schule | 0 | 0 | 7 | 0-14 | 5.0 | 43.0 |
Arne und Frank Bracker (außen), Phil Wiese (zweiter v. l.) und Christoph Jablonowski
Das Gymnasium Buckhorn
spielte, wie Arne schrieb, mit einer interessanten Mannschaft: Frank und Arne
Bracker, Phil Wiese und Christoph Jablonowski (von den Schachfreunden) bezwang in der
vorentscheidenden 3. Runde das Gymnasium Bornbrook mit 2 ½ - 1 ½. Auch
der Pokalverteidiger war in Bestbesetzung angetreten: Robin Stellwagen, Florian Held,
Katja Stellwagen und Stefan Puttfarken. Ein weiterer Turnierfavorit, das Matthias-Claudius-Gymnasium,
Hamburger Meister der Gymnasien, wurde in der 4. Runde mit dem gleichen knappen Resultat
geschlagen - und dann war der Weg zum ersten Buckhorner Sieg im Billstedt Center frei. Das
MCG spielte mit Fabian Schulenburg, Karin Chin, Otto Klink und Fabian Besch.
Neben diesen drei Top-Teams beeindruckte besonders der erste Auftritt der Schule
Denksteinweg mit der Klassenmannschaft von Schachlehrer Reinhard Heffter. Alle
Spieler sind zu Beginn des Schuljahres aus der Schule Oppelner Straße
zum Denksteinweg gewechselt: Zarminah Popal, Viktor Hamburg, Angelina Tiedje, Alexandra
Uekert und Aziz Stomann platzierten sich deutlich vor einigen Gymnasial-Mannschaften.
Gemeinsam mit ihrer neuen Kooperationsschule stellte die Schule Oppelner Straße insgesamt
vier Teams im Turnier.
(Text: Christian Zickelbein)
6. Billstedt Center-Cup 2005
Rg | Mannschaft | S | R | V | Man.Pkt. | Brt.Pkt | SoBerg |
1. | Wirtschaftsbehörde | 5 | 1 | 1 | 11-3 | 20.5 | 46.0 |
2. | BSG Volksfürsorge Vers. | 4 | 2 | 1 | 10-4 | 20.0 | 60.0 |
3. | SG Glinde | 5 | 0 | 2 | 10-4 | 18.0 | 47.0 |
4. | SC Bille | 5 | 0 | 2 | 10-4 | 17.0 | 62.0 |
5. | Schachfreunde Hamburg | 4 | 1 | 2 | 9-5 | 15.5 | 49.0 |
6. | Baubehörde 1 | 3 | 2 | 2 | 8-6 | 16.5 | 47.0 |
7. | SC Diogenes | 4 | 0 | 3 | 8-6 | 15.5 | 55.0 |
8. | Baubehörde 2 | 3 | 0 | 4 | 6-8 | 11.5 | 47.0 |
9. | HSK Orga-Team | 2 | 1 | 4 | 5-9 | 10.5 | 44.0 |
10. | SV Billstedt-Horn | 1 | 2 | 4 | 4-10 | 10.5 | 44.0 |
11. | SC Barsbüttel | 1 | 1 | 5 | 3-11 | 12.0 | 43.0 |
12. | Gymnasium Oldenfelde | 0 | 0 | 7 | 0-14 | 0.5 | 44.0 |
Es war ein selten spannendes und sehr stark besetztes Turnier mit vielen Zuschauern. Mindestens vier, wenn nicht sechs Mannschaften hätten gewinnen können, die Führung wechselte von Runde zu Runde. Favorit war natürlich die SG Glinde, die das Turnier zweimal in Folge gewonnen hatten, mit Dr. Robert Geisler, Sven Wobbe, Dennis Wilde und Fahrudin Malagie. Auch der SC Bille mit Rainer Jess, Martin Kopisch, Botho Jung und Lothar Windt hatte eine starke Mannschaft aufgeboten. Aber natürlich hatten auch die starken Betriebsschachgruppen Ambitionen: die Baubehörde und die Wirtschaftsbehörde - und natürlich auch die Volksfürsorge, die schließlich den Pokal gewann, aber nach einem salomonischen Urteil der Turnierleitung den Geldpreis von 200 teilte. Gewonnen nämlich hatte das Turnier die Wirtschaftsbehörde, verstärkt allerdings durch einen Spieler, der nicht für die BSG startberechtigt war. Für die Wirtschaftsbehörde spielten Jörg Müller (mit 7 aus 7 bester Spieler des Turniers), Siegfried Weiß, Viktor Isinger und Helmut Sellack, und die Volksfürsorge trat mit ihrem Stamm-Vierer an: Hajo Leminski, Volker Papenbrock, Uwe Grimm und Randolf Koops.
Die Lokalmatadoren vom SV Billstedt-Horn hätten gern mit zwei Mannschaften gespielt, aber das Turnier war ausgebucht. Der 1. Vorsitzende Willi Meyer (Foto u.) erhielt als Trostpreis für die Jugendarbeit des Vereins ein Schachprogramm Fritz & Fertig.
Willi Meyer
Unser Organisations- und Trainerteam im Billstedt Center fand viel Anerkennung für seine engagierte Arbeit. Unser Dank geht an: Olaf Ahrens, Boris, Hoffmann Frank Palm, Willie Rühr, Andreas Schild, Merijn van Delft, Mirco Wendriner, Holger Winterstein, Benjamin und Christian Zickelbein. Die Schachspieler in Billstedt und viele Teilnehmer an der Schachwoche von weither werden ebenso wie wir sehr bedauern, dass es im nächsten Jahr keine Schachwoche im Billstedt Center geben wird. Wir hoffen also auf 2007!
(Text: Christian Zickelbein)
Das Billstedt Center als Schachschule
Von einem der auszog, das Unterrichten zu lernen
Anfang November hatte
ich das Vergnügen, mich zum ersten Mal als Arbeitskraft für eine HSK Schachwoche im
Billstedt Center zu engagieren. Unter der erfahrenen Leitung von Christian Zickelbein habe
ich in dieser Woche viel lernen können. Um Euch einen Einblick in meinen Aufgabenbereich
zu geben, schildere ich am besten einen meiner Arbeitstage.
Morgens holten wir das
Material, die Computer, Demobretter etc. aus dem kleinen abschließbaren Raum, den wir vom
Billstedt Center zugewiesen bekommen hatten. Alles wurde anschließend aufgebaut, wobei
ich überwiegend für die Technik zuständig war. Nach einer gewissen Zeit war dann alles
betriebsbereit, und es konnte losgehen. Ich durfte mich von nun an nicht mehr von den
Notebooks entfernen, da in den Jahren zuvor schon mal zweimal ein Notebook gestohlen
worden war. Daher hatte ich Zeit und Muße die anderen Akteure bei Ihrer Arbeit zu
beobachten. Meist schon wenige Minuten nach dem Aufbau kam lärmend und neugierig die
erste Schulklasse auf uns zu getobt und musste zunächst in unsere offene Garderobe neben
der Information gelenkt werden, so dass die Kids ihre Jacken und Ranzen oder Rucksäcke
unterbringen konnten. Dann begrüßte meist Christian die Klassen und ihre Lehrer oder
Lehrerinnen freundlich und trennte die SchachspielerInnen von den AnfängerInnen.
Diejenigen, die schon Schach spielen konnten, maßen ihre Kräfte im Simultanwettkampf mit
Mirco Wendriner oder sogar mit unserem IM Merijn van Delft und erhielten einen
individuellen Unterricht auf ihrem Niveau, manchmal auch zusammengefasst in kleinen
Gruppen .Die Anfänger wurden von Willie Rühr und, wenns zwei Gruppen gab, von
Christian betreut. Hier war ich jedes Mal wieder überrascht, wie die beiden diesen Teil
der Klasse für unser schönes Spiel begeistern konnten. Ich bewunderte die
Selbstverständlichkeit, mit der Christian sich bei der Vorstellung der Kinder
jeden Namen auf Anhieb merkte. Und dann gings los: systematisch und doch zugleich
witzig, und immer locker hingen die Kinder an den Lippen der Vortragenden. Alles sah so
leicht aus, dass ich mir durchaus zutraute, bei Gelegenheit auch einmal als Lehrer
einzuspringen, aber ich musste ja immer ein wachsames Auge auf die Computer haben. Nach
der ersten Einführung wurde meist das erlernte Wissen noch an unserem Gartenschach
erprobt, indem die Jungen gegen die Mädchen unter sachkundiger Anleitung ihre erste
Partie spielten. Eine solche Beratungspartie, wie sie unser Photo (u.) zeigt, setzt den
Unterricht spielerisch fort und zieht viele erwachsene Zuschauer, die sich gern
einmischen, und so lernen die Kinder nicht nur Schach spielen, sondern gleich auch, ihre ersten
Schachgedanken auszusprechen und sich auszutauschen.
Bis in den Nachmittag hinein kamen meist drei Schulklassen. Danach wurde am Mittwoch der Billstedt Center Cup ausgetragen, und Olaf Ahrens und ich hatten das Vergnügen, uns und um die Turnierleitung und um die für diese Aufgabe erforderliche Technik zu kümmern. Den Tag beschloss meistens eine Simultanveranstaltung, oder ein Blitzturnier.
Doch dann kam mein Schicksalstag. Die Routine begann wie oben bereits beschrieben. Wir waren an diesem Tag wohl etwas unter zeitlichen Verzug geraten, denn unser Lehrkörper konnte erst um 13 Uhr zu einem kleinen Imbiss verschwinden. Die nächste Klasse hatte ja ihren Termin erst um 13:30 Uhr. Ich blieb also allein gelassen als standhafter Wächter bei unserer Technik. Leider war die Klasse von der Gesamtschule Mümmelmannsberg überpünktlich, und wilde Horden, so schien mir, fielen bereits um 13.15 Uhr über mich her. Was tun? sprach Zeus ? Ich bat die Center-Information, die in unmittelbarer Nähe ihren Stand hatte, ein wachsames Auge auf die Computer zu haben, und begrüßte die Lehrerin. Anfangs hatte ich noch die Aufmerksamkeit der lieben Kleinen und stellte bei der Befragung fest, dass fast alle noch nicht Schach spielen konnten. Jetzt kam es knüppeldick. Nach einem verzweifelten Blick über ihre Köpfe hinweg in den Bereich, wo Christian, Mirco und Willie verschwunden waren, hatte ich nun diese besonders muntere Kinderschar an der Backe. Ich versammelte sie am Demonstrationsbrett, wie ich es inzwischen so oft bei Christian und Willie beobachtet hatte. Das Vorstellen konnte ich mir schenken, ich hätte die 15 Vornamen niemals im Kopf behalten können. Ich glaube sogar, dass ich mich vor lauter Aufregung nicht mal selbst vorgestellt habe. Mit vermutlich leicht gerötetem Gesicht begann ich die Züge der einzelnen Figuren zu erklären, dabei gelegentlich flüchtige Blicke auf die Computer werfend und natürlich auch in die Richtung, aus der meine Rettung früher oder später auftauchen sollten. Schon wurden die 15 lieben Kleinen zu 15 kleinen Monstern: Ich hörte Satzfetzen wie: Das ist ja langweilig! oder Was soll denn das? Einzelne Schüler tuschelten miteinander, die Blicke schweiften vom Demobrett in die Schaufenster. Mit anderen Worten, ich hatte die Klasse überhaupt nicht im Griff. Mir lief es abwechselnd heiß und kalt den Rücken herunter. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht, schon vor dem Erscheinen der vorgesehenen Pädagogik-Profis mit dem Unterricht anzufangen!? Hilfe, ich wollte wieder in die behütete PC-Ecke! Ich kam mir vor wie der Zauberlehrling und ließ ein Stoßgebet von Goethe in den nicht vorhandenen Himmel los: Herr und Meister! Hör mich rufen! Herr die Not ist groß ! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los ...
Und als habe Christian meinen stummen Schrei vernommen, tauchte er im selben Moment auf. Er rief: Hallo, Holger, möchtest Du weiter machen? Ich lehnte dankend ab und setzte mich sofort, aber immer noch mit weichen Knien an meine geliebten Notebooks. Von dort konnte ich aus sicherer Entfernung beobachten, wie sicher Christian die wilde Bande wieder beruhigte. Auf Anhieb behielt er die 15 Vornamen und konnte so die jeweiligen Störer sofort persönlich ansprechen. (Unser Photo u. zeigt nur einen Ausschnitt der Gruppe und lässt auch gar nicht erkennen, vielleicht ahnen, wie direkt und verbindlich die Kommunikation des Schachlehrers mit seiner Gruppe sein muss, damit die offene Center-Szene den geschlossenen Klassenraum nicht vermissen lässt, sondern seine Möglichkeiten noch steigert.)
Christian Zickelbein (hinten) beim Unterrichten.
Wie gut, dass Christian so schnell gegessen hatte. Niemals werde ich wieder auf den Gedanken kommen, jugendliche Anfänger im Schnellverfahren unterrichten zu wollen. Ein Erlebnis, an das ich noch Jahre denken werde, war es aber trotzdem.
Holger Winterstein
Lieber Holger, über Deinen Erlebnisbericht habe ich mich sehr gefreut - nicht weil er mir schmeichelt, sondern weil Du mit ihm tatsächlich unseren Alltag während einer Schachwoche lebendig für unsere Mitglieder darstellst. Und vielleicht hast Du ja bald im HSK Schachzentrum Gelegenheit, mit einer kleineren Gruppe von Kindern anzufangen, und wirst auch noch zum Schachmissionar?
ChZ
Unsere Meister im Billstedt Center
Sehr gefragt waren unsere Simultanveranstaltungen
im Billstedt Center. Jan Gustafsson (+25 =1) und Lubmoir Ftacnik (+24 -1) spielten an 26
Brettern, Marta Zielinska an 24 Brettern. Das Remis gegen Jan Gustafsson erspielte Heinz
Werner Szudra vom FC St. Pauli, Lubomir verlor gegen Stefan Skotarek. Marta hatte es
vielleicht sogar mit den stärksten Gegner zu tun, deshalb ist auch ihr Resultat (+19 =3
-2) ausgezeichnet.
Zum dritten Mal gewann Jan Gustafsson im Billstedt Center den Cup der Meister
- wie im Vorjahr im Finale gegen Merijn van Delft. Nach einem Remis in 88 Zügen entschied
die Blitzpartie.
Im Halbfinale hatte sich Jan gegen Jürgen Stanke durchgesetzt, und Merijn hatte zwei
Partien gegen das große Hamburger Talent Niclas Huschenbeth gebraucht: In der
Schnellpartie stand Niclas ein wenig besser, Gewinnversuche wären aber mit hohem Risiko
verbunden gewesen, und in der äußerst scharfen Blitzpartie war Merijn schneller.
Partien Gustafsson - Stanke und van Delft - Gustafsson (pdf-Format)
(Text: Christian Zickelbein)
Fotos: Sonja Perk-Bartz, HSK