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4. Runde: HSK - Kreuzberg 3,5:4,5

- Die Seuche geht weiter…

Nach dem 4,5:3,5-Sieg am Samstag gegen Neukölln hofften wir am Sonntag gegen die starken Kreuzberger auf ein ähnliches Ergebnis - natürlich zu unseren Gunsten…! Kreuzberg trat sehr stark mit acht Großmeistern an und hatte am Vortag Werder Bremen mit 4,5:3,5 (wie denn auch sonst?) niedergerungen, aber Oliver Reeh und Jan Gustafsson machten der ängstlichen Mannschaftsführerin Mut und berichteten von den immer sehr knappen und erfolgreichen Ergebnissen gegen Kreuzberg. Als auch der Kreuzberger Mannschaftsführer am Sonntag Morgen ähnliche Erinnerungen hervorkramte und sogar von Angstgegner HSK sprach, setzte sich doch mein eigentlich unerschütterlicher Optimismus wieder durch und ich glaubte wieder an ein gelungenes Wochenende im Weser-Stadion…

Zuerst lief auch alles nach Plan: Jan Gustafsson erreichte das gewollte Remis gegen Weltklassemann Liviu-Dieter Nisipeanu. Schön, dass sich die beiden in der Folge zu den „Computer Nerds“ am Live Kommentar gesellten und detailliert Auskunft über den Stand des Wettkampfes gaben.

Foto oben: Jan Gustafsson (l.) und Liviu-Dieter Nisipeanu (zweiter v. r.) kommentieren die laufenden Partien - Axel Fritz (zweiter v. l.) von www.schach.com, Torsten Blank (r.) von Werder Bremen. Bernd Jacobs (M.), MF vom SC Kreuzberg und Dirk Sebastian (hinten) vom HSK.

Und dieser sah lange Zeit sehr positiv aus! Nachdem auch die beiden Freunde Robert Kempinksi und Bartosz Socko nach ca. 2,5 Stunden Remis gemacht hatten, machten wir uns lediglich am zweiten Brett in der Partie von Zoltan Almasi gegen Lubomir Ftacnik konkrete Sorgen, die sich auch bestätigen sollten: Lubomir Ftacnik wählte ein zu langsames Entwicklungsmanöver im Sizilianer und wurde am Königsflügel regelrecht auseinander genommen. Zuvor schon hatte sich Dorian Rogozenko am siebten Brett gegen Ralf Lau in die Punkteteilung gefügt, nachdem er aus seiner sehr aggressiven Eröffnungsbehandlung nicht den erhofften Vorteil hatte ziehen können.

Dafür aber konnten wir am sechsten Brett nach einer tollen Partie von Thies Heinemann gegen Sergey Kalinitschew den Ausgleich bejubeln:

22. ...Le5 +! - „Das grenzt an Genialität!“ …meinte zu Recht Lubomir Ftacnik in der Bundesliga Analyse am Montag im HSK Schachzentrum. Auch während des Wettkampfes realisierten wir nicht sofort die tiefe Kraft dieses Zuges und befürchteten, dass sich das Blatt in dieser toll angelegten Partie noch wenden könnte. Aber Thies Heinemann fuhr den vollen Punkt trotz knapper Zeit sicher nach Hause und darf eine Glanzpartie in seine Sammlung einreihen!

Am vierten Brett musste Sune Berg Hansen lange um das Remis gegen früheren Weltklassegroßmeister Oleg Romanishin kämpfen. Der Ukrainer lehnte ein Remisangebot ab, um im Endspiel mit Läufer gegen Springer noch zu kämpfen, aber Sune verteidigte sich korrekt und bekam schließlich das Remis. Auch am achten Brett wurden schon zuvor die Punkte zwischen Merijn van Delft und Raj Tischbierek geteilt: Eine Ungenauigkeit in Merijn van Delfts Caro-Kann wurde von Raj Tischbierek nicht ausgenutzt und in der Folge stand wohl sogar eher Schwarz besser. Doch nachdem Merijn bereits ein Remisangebot abgelehnt hatte, bot er angesichts seiner sehr knappen Zeit doch selbst die Punkteteilung an.

Beim Stand von 3,5:3,5 hing also alles am Ausgang der Partie Oliver Reeh gegen Jens-Uwe Mailwald. Die Zuschauer sahen hier lange Zeit Vorteil für Oliver, denn er hatte im Mittelspiel einen Bauern erobert, der als Freibauer auf d5 allerdings noch totes Kapital war. Mit beginnender Zeitnot bereitete sich Oliver auf die Verteidigung vor und verdoppelte seine Türme hinter dem Bauern, statt ein aggressiveres Spiel seines Springerpaares gegen den schwarzen Königsflügel zu entwickeln, solange noch Zeit dazu war. In der Zeit agierte Jens-Uwe mit seinem Läuferpaar ausgezeichnet, gewann den Bauern zurück, schließlich auch den Freibauern auf d5, die Partie - und das Match für den SC Kreuzberg, für den sich die Reise nach Bremen sehr gelohnt hat: vier Punkte, Platz drei noch vor Werder Bremen! Wir dagegen brauchen einen Impfstoff gegen die Seuche, die uns befallen zu haben scheint. Aber wir bleiben nach dem Erfolg immerhin gegen unsere Neuköllner Freunde zuversichtlich, dass wir noch weitere Wettkämpfe gewinnen werden.


Analyseküche zurück in Hamburg: Im Max & Co. wurde den Chancen im Wettkampf
gegen Kreuzberg nachgetrauert.

Eva Maria Zickelbein
Fotos: Eva Maria Zickelbein

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