Nach unserem furiosen Auftritt in Blankenese besuchte
uns im HSK-Zentrum mit den schrägen Harburgern einer der beiden weiteren
Aufstiegsaspiranten - wobei den Harburgern diese Rolle wohl selbst am
unheimlichsten sein dürfte, galten sie doch vor Saisonbeginn rein nominell
eher als abstiegsgefährdet. Allerdings haben sie in Jonathan Carlstedt
einen ausgefuchsten Trainer verpflichtet; die Auswirkungen davon hatten bereits
die ebenfalls starken Teams St. Pauli 3 (erlitt eine Niederlage) und Eidelstedt
1 (rettete wenigstens ein 4:4) zu spüren bekommen.
Dementsprechend waren wir durchaus gewarnt, konnten unsere Aufstellung aber
leider erneut nur mit zwei (neuen) Reservespielern komplettieren - zumindest
war durch diese Maßnahme eine eventuelle gegnerische Vorbereitung an den
hinteren beiden Brettern hinfällig geworden. Den Harburgern war die
Brisanz dieses Kampfs offenkundig ebenfalls bewusst, traten sie doch erstmals
mit den nominellen Brettern 1-7 (sowie 9) an.
Einen ersten schnellen Sieg konnte ich selbst an Brett 6 gegen den in dieser
Spielzeit sehr glücklos agierenden Andrei Cotaru verbuchen. Zum ersten Mal
seit vier Jahren griff ich einer spontanen Eingebung folgend wieder zum
Geschlossenen Sizilianer. Bereits im zwölften Zug beging mein Gegner den
spielentscheidenden Fehler, indem er mit dem falschen Stein einen
Rückschlag ausführte, was gleichzeitig die Kontrolle über das
wichtige Feld f4 und seine eigene h-Linie schwächte. Zwar hätte
Schwarz auch in der Folge besser spielen können, aber zu diesem Zeitpunkt
war die Partie an sich schon weg. Bereits sieben Züge später willigte
er in sein Schicksal ein, wodurch ich den weiteren Kampf gut verfolgen
konnte.
Leider wollte mir keine einzige der Stellungen wirklich gefallen. Es deutete
sich ganz im Gegenteil bereits eine Mannschaftsniederlage an. Zunächst
steuerten jedoch Karl-Heinz Nugel gegen Martin Becker (Brett 4) sowie
Reservemann Ricardo Quibael gegen David Hernandez (Brett 8) jeweils Remisen
bei. Während bei Karl-Heinz beiderseits tatsächlich wenig "los
war", musste sich Ricardo einer heftigen Attacke sehr kreativ erwehren, um
seinem Gegner dessen ersten Punktverlust (nach 3 aus 3) in dieser Spielzeit
zuzufügen.
Jürgen Stanke sah am Spitzenbrett gegen Christian Zacharias wenig Sonne
und musste nach eigener Aussage sogar noch in der Schlussstellung mit der
Punkteteilung zufrieden sein.
Am siebten Brett war dankenswerterweise Christopher Kyeck eingesprungen.
Während der Vorbereitung vor dem Kampf hoffte er noch, nicht gegen 1.b3
antreten zu müssen. Als könnte Landesturnierleiter Marten Holst
Gedanken lesen, wählte er aber genau diesen Zug und brachte den aktuell
leider auch in Ralf Oelerts HSK 14 unter seinen Möglichkeiten spielenden
Christopher schnell gehörig ins Schwitzen sowie in erhebliche Zeitnot.
Schlussendlich reichte in ebendieser Zeitnot eine mittelschwere Falle, in die
Christopher tappte, was den Kampfausgleich bedeutete.
Auf mehr war leider auch in den drei zu diesem Zeitpunkt noch laufenden Partien
nicht zu hoffen. André Hold (Brett 3) hatte gegen Florian Jürgens
zwar aus schwieriger Lage heraus ein Endspiel mit geringfügig besserer
Leichtfigur erzeugt, aber mehr als der schlussendliche halbe Punkt war hier nie
wirklich drin.
Zum tragischen Helden des Abends avancierte dann Vadym Salenko am fünften
Brett gegen Daniel Hoppe-Jänisch. Nach einer über weite Strecken hin-
und herwogenden Partie, deren Ergebnisprognose sich mehrfach in verschiedene
Richtungen geändert hatte, gelang seinem Gegner leider ein Endspieltrick
mehr, so dass wir hier die zweite Niederlage hinnehmen mussten.
Diese vermochte Sergius Kirsch am zweiten Brett nicht mehr zu kompensieren, da
er selber gegen Matthias Wasmuths Budapester Gambit kein brauchbares Mittel
fand und lange Zeit mit einem Bauern weniger und dem Rücken zur Wand
agierte. Das Remis dürfte seinen Gegner, der sich in der bisherigen
Spielzeit mit 3 aus 3 sowie einem kampflosen Punkt schadlos gehalten hatte,
deutlich mehr geärgert haben.
Die an sich zu keinem Zeitpunkt des Kampfs ernsthaft in Frage stehende
Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten bedeutet zweifelsohne einen herben
Rückschlag, liegen wir doch bereits zwei Mannschaftspunkte zurück und
müssen auf Schützenhilfe hoffen, die nach normalem menschlichen
Ermessen nur noch direkt in der nächsten Runde von HSK 6 kommen kann, da
die Harburger - übrigens im Gegensatz zu uns - die restlichen starken
Gegner bereits abgefrühstückt haben. Anderenfalls dürfte die
Aufstiegsfrage geklärt sein, weil die mitführenden Eidelstedter
parallel gegen das Team aus St. Pauli unterlagen.
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