Runde 5, HSK 5 - SV Diagonale Harburg 1 3,5:4,5

 

Nach unserem furiosen Auftritt in Blankenese besuchte uns im HSK-Zentrum mit den schrägen Harburgern einer der beiden weiteren Aufstiegsaspiranten - wobei den Harburgern diese Rolle wohl selbst am unheimlichsten sein dürfte, galten sie doch vor Saisonbeginn rein nominell eher als abstiegsgefährdet. Allerdings haben sie in Jonathan Carlstedt einen ausgefuchsten Trainer verpflichtet; die Auswirkungen davon hatten bereits die ebenfalls starken Teams St. Pauli 3 (erlitt eine Niederlage) und Eidelstedt 1 (rettete wenigstens ein 4:4) zu spüren bekommen.

Dementsprechend waren wir durchaus gewarnt, konnten unsere Aufstellung aber leider erneut nur mit zwei (neuen) Reservespielern komplettieren - zumindest war durch diese Maßnahme eine eventuelle gegnerische Vorbereitung an den hinteren beiden Brettern hinfällig geworden. Den Harburgern war die Brisanz dieses Kampfs offenkundig ebenfalls bewusst, traten sie doch erstmals mit den nominellen Brettern 1-7 (sowie 9) an.

Einen ersten schnellen Sieg konnte ich selbst an Brett 6 gegen den in dieser Spielzeit sehr glücklos agierenden Andrei Cotaru verbuchen. Zum ersten Mal seit vier Jahren griff ich einer spontanen Eingebung folgend wieder zum Geschlossenen Sizilianer. Bereits im zwölften Zug beging mein Gegner den spielentscheidenden Fehler, indem er mit dem falschen Stein einen Rückschlag ausführte, was gleichzeitig die Kontrolle über das wichtige Feld f4 und seine eigene h-Linie schwächte. Zwar hätte Schwarz auch in der Folge besser spielen können, aber zu diesem Zeitpunkt war die Partie an sich schon weg. Bereits sieben Züge später willigte er in sein Schicksal ein, wodurch ich den weiteren Kampf gut verfolgen konnte.

Leider wollte mir keine einzige der Stellungen wirklich gefallen. Es deutete sich ganz im Gegenteil bereits eine Mannschaftsniederlage an. Zunächst steuerten jedoch Karl-Heinz Nugel gegen Martin Becker (Brett 4) sowie Reservemann Ricardo Quibael gegen David Hernandez (Brett 8) jeweils Remisen bei. Während bei Karl-Heinz beiderseits tatsächlich wenig "los war", musste sich Ricardo einer heftigen Attacke sehr kreativ erwehren, um seinem Gegner dessen ersten Punktverlust (nach 3 aus 3) in dieser Spielzeit zuzufügen.

Jürgen Stanke sah am Spitzenbrett gegen Christian Zacharias wenig Sonne und musste nach eigener Aussage sogar noch in der Schlussstellung mit der Punkteteilung zufrieden sein.

Am siebten Brett war dankenswerterweise Christopher Kyeck eingesprungen. Während der Vorbereitung vor dem Kampf hoffte er noch, nicht gegen 1.b3 antreten zu müssen. Als könnte Landesturnierleiter Marten Holst Gedanken lesen, wählte er aber genau diesen Zug und brachte den aktuell leider auch in Ralf Oelerts HSK 14 unter seinen Möglichkeiten spielenden Christopher schnell gehörig ins Schwitzen sowie in erhebliche Zeitnot. Schlussendlich reichte in ebendieser Zeitnot eine mittelschwere Falle, in die Christopher tappte, was den Kampfausgleich bedeutete.

Auf mehr war leider auch in den drei zu diesem Zeitpunkt noch laufenden Partien nicht zu hoffen. André Hold (Brett 3) hatte gegen Florian Jürgens zwar aus schwieriger Lage heraus ein Endspiel mit geringfügig besserer Leichtfigur erzeugt, aber mehr als der schlussendliche halbe Punkt war hier nie wirklich drin.

Zum tragischen Helden des Abends avancierte dann Vadym Salenko am fünften Brett gegen Daniel Hoppe-Jänisch. Nach einer über weite Strecken hin- und herwogenden Partie, deren Ergebnisprognose sich mehrfach in verschiedene Richtungen geändert hatte, gelang seinem Gegner leider ein Endspieltrick mehr, so dass wir hier die zweite Niederlage hinnehmen mussten.

Diese vermochte Sergius Kirsch am zweiten Brett nicht mehr zu kompensieren, da er selber gegen Matthias Wasmuths Budapester Gambit kein brauchbares Mittel fand und lange Zeit mit einem Bauern weniger und dem Rücken zur Wand agierte. Das Remis dürfte seinen Gegner, der sich in der bisherigen Spielzeit mit 3 aus 3 sowie einem kampflosen Punkt schadlos gehalten hatte, deutlich mehr geärgert haben.

Die an sich zu keinem Zeitpunkt des Kampfs ernsthaft in Frage stehende Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten bedeutet zweifelsohne einen herben Rückschlag, liegen wir doch bereits zwei Mannschaftspunkte zurück und müssen auf Schützenhilfe hoffen, die nach normalem menschlichen Ermessen nur noch direkt in der nächsten Runde von HSK 6 kommen kann, da die Harburger - übrigens im Gegensatz zu uns - die restlichen starken Gegner bereits abgefrühstückt haben. Anderenfalls dürfte die Aufstiegsfrage geklärt sein, weil die mitführenden Eidelstedter parallel gegen das Team aus St. Pauli unterlagen.

 

Raimund Klein

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