HSK GM Turnier: Ein großer Erfolg

Rang Teilnehmer ELO DWZ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Punkte SoBerg
1. GM Rogozenco,Dorian 2534 2480 ** 0 1 1 ½ 1 1 + 1 1 7.5 28.00
2. IM Huschenbeth,Niclas 2450 2424 1 ** 0 1 1 ½ 1 1 ½ 1 7.0 29.25
3. Carlstedt,Jonathan 2409 2405 0 1 ** ½ ½ ½ ½ ½ 1 1 5.5 21.50
4. GM Lanka,Zigurds 2468 2426 0 0 ½ ** ½ 1 1 ½ 1 1 5.5 18.25
5. GM Rausis,Igors,Dr. 2484 2447 ½ 0 ½ ½ ** ½ 1 ½ ½ 1 5.0 19.00
6. FM Berger,Steve 2427 2399 0 ½ ½ 0 ½ ** ½ ½ ½ 1 4.0 14.75
7. IM Fries Nielsen,Jens-Ove 2430 2382 0 0 ½ 0 0 ½ ** ½ 1 1 3.5 10.25
8. IM Berg,Klaus 2439 2353 - 0 ½ ½ ½ ½ ½ ** 0 ½ 3.0 12.50
9. Bracker,Arne 2240 2187 0 ½ 0 0 ½ ½ 0 1 ** 0 2.5 11.00
10. Colpe,Malte 2218 2179 0 0 0 0 0 0 0 ½ 1 ** 1.5 4.00

Seit der Eröffnung des HSK Schachzentrum war es uns nicht mehr gelungen, ein geschlossenes Großmeisterturnier zu veranstalten. Damals, 1996 zu dem besonderen Anlass, fand neben dem GM-Turnier, das Matthias Wahls gewann, auch noch ein IM-Turnier statt. Insgesamt erzielten drei Spieler die angestrebten Normen: Thies Heinemann und Christian Wilhelmi wurden mit diesen Turnieren Internationale Meister, Jan Gustafsson erreichte seine erste IM-Norm - 15 Jahre ist es her.
1997 und 1999 gab es in Hamburg noch das 4. und 5. Wichern-Open mit Frank Behrhorst als "International Organizer" (den Titel gab es damals noch nicht) - eine Kooperation seiner damaligen Schulschachgruppe an der Wichern-Schule und des Hamburger Schachklubs. Die besten Möglichkeiten, internationale Qualifikationen zu erreichen, boten die von Jürgen Kohlstädt für den Hamburger Schachverband veranstalteten Internationalen Hamburger Meisterschaften, offene Turniere mit etwa 30 Teilnehmern, zu denen regelmäßig sieben oder acht Großmeister eingeladen wurden. Die Tradition dieser vorzüglichen Veranstaltung ging leider 2009 mit dem 12. Turnier, ausgerichtet vom HSK, zu Ende: Der Hamburger Schachverband setzt inzwischen andere Akzente. Und der Hamburger Schachklub konnte nur einmal zu seinem 175-jährigen Jubiläum 2005 ein großes offenes Turnier verwirklichen, das die Tradition der Hamburger Schachfestivals, 1981 vom SC Diogenes begründet und mit den Wichern-Open fortgesetzt, wiederbelebte. Inzwischen hat der FC St. Pauli anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums an diese Tradition angeknüpft und wird sie nicht wieder abreißen lassen, hoffen wir alle. 2011 jedenfalls steht das 2. Internationale Open im Ballsaal der Südtribüne des Millerntor-Stadions fest im Kalender auch vieler HSK Spieler und einiger Großmeister, die 2010 noch nicht zahlreich genug waren, als dass Normen möglich gewesen wären. Auch 2011 sollen Großmeister keine Konditionen erhalten, aber die Attraktivität der Szene und der Charme des Organisationsteams werden die Chancen auf ein höheres Niveau dennoch steigern.
Der HSK hat neben seinem großen Jubiläumsturnier im Laufe der letzten zehn Jahre immerhin vier Internationale Meisterturniere veranstaltet, um seinen jungen Spielern für ihren Einsatz in den Leistungsmannschaften zu danken und ihnen Möglichkeiten zu eröffnen, sich international zu qualifizieren und wichtige Turniererfahrungen zu sammeln. Die Finanzierung dieser Turniere war Jahr für Jahr ein Problem - ohne Spenden fördernder Mitglieder und die Bereitschaft anderer Mitglieder, die internationalen Gäste aufzunehmen und gut zu versorgen, hätte keines der Turnier stattfinden können, und nicht jedes Jahr ist es uns gelungen.

Die lange Turnierpause von 2007 bis 2009 (abgesehen von den letzten IHEM) musste endlich wieder beendet werden, und die Initiative und Kraft, sie zu beenden, hatte einer unserer jungen Spieler: Jonathan Carlstedt. Nachdem ihm eine Spende von 1.000 € zugesagt worden war und er sich meiner Sympathie für sein Projekt sicher sein durfte, machte er sich gemeinsam mit Andreas Albert an die Arbeit, knüpfte Kontakte zu Großmeistern und Meistern, fand großes Interesse bei vielen Hamburger Spielern, so dass wir sogar von zwei parallelen Turnieren mit je zehn Spielern träumten, und schließlich saßen die beiden über einem Konzept zur Finanzierung des Turniers. Schnell war klar, dass ein zweites IM-Turnier neben dem vor allem für Niclas Huschenbeth konzipierten GM-Turnier nicht zu schaffen war, aber auch eines blieb schwierig genug. Im ohnehin knappen Saison-Etat des Klubs war gar kein Turnier vorgesehen, also erörterten die beiden, wie sie selbst helfen könnten. Sie wollten Schachfreunde im Klub ansprechen, die bereit wären, die internationalen Gäste mit Familienanschluss bei sich aufzunehmen und so die entstehenden Kosten für den Klub zu senken. Jonathan bot zwei 1.c4! Seminare im HSK Schachzentrum an und erklärte sich bereit, seine Honorare, generiert aus den Teilnehmerbeiträgen, für das GM-Turnier zu stiften - geschätzte zweimal 300 €. Und dennoch blieb die Rechnung knapp, denn auf einen Preisfonds sollte nicht verzichtet werden: Es sollte nicht nur um Normen für die jungen Spieler gehen, sondern auch die Meister sollten ggf. für starke Leistungen belohnt werden. Die beiden hatten das Glück, dass sie ihr Planungs- und Finanzierungsgespräch im Jugendraum führten, in dem auch der Vater zweier Jugendspieler auf das Ende ihrer Partien wartete. Lesend hatte er offenbar mit halben Ohr ihr Gespräch verfolgt, denn er überreichte ihnen, bevor er ging, einen Scheck über 1.000 €: "für Euer Turnier"! Bei so viel spontaner Anerkennung für das Engagement der beiden Initiatoren musste auch der Gesamtvorstand trotz aller bleibenden Risiken des Saisonetats grünes Licht für ihr Projekt geben!

IM_Norm_Jonathan_Carlstedt.jpg  

Dass "Jonny" (hier mit dem Chronisten bei der Siegerehrung) in seinem eigenen Turnier auch sein persönliches Ziel erreicht hatte, gönnten ihm alle Zuschauer: Der Beifall für seine dritte IM-Norm und die bevorstehende Ernennung zum Internationalen Meister war groß. Viele Teilnehmer an der Qualifikation zur Deutschen Amateurmeisterschaft in Bergedorf hatten das Turnier als Kiebitze besuchen können, denn wir waren für die letzten drei Runden aus dem HSK Schachzentrum in den großen Rahmen des RAMADA Cups umgezogen, und die Sieger beider Turniere wurden gemeinsam gefeiert. Jonathan Carlstedt hatte seine Norm schon zwei Runden vor Schluss in der Tasche: Für das schnelle Remis mit dem erkrankten IM Klaus Berg hatten alle Verständnis, zeichnete sich das Turnier insgesamt doch durch bemerkenswerte Kampfpartien aus.

Die Grundlage für seinen Turniererfolg hatte Jonathan Carlstedt schon in der 2. Runde gelegt, als er nach einem Auftaktremis mit Schwarz gegen Igors Rausis gegen Niclas Huschenbeth gewann. Niclas vergaß in einer spannungsreichen, aber ausgeglichenen Stellung über dem eigenen Angriff die Sicherung des eigenen Königs, was sofort die Partie kostete.

 

Carlstedt,Jonathan - Huschenbeth,Niclas
HSK GM Turnier (2), 03.01.2011 [Bracker, F + Balcerak, P]

Diagramm 01

31...Ld3? [31...Sf8 32.Df3 Dxf3 33.Txf3 Se6 34.Kf2 Lg4 35.Te3 (35.Td3 Sxf4) 35...Sxf4 und Schwarz steht einen Tick besser] 32.De6+ 1-0

Damit schienen Niclas' Chancen auf die dritte GM-Norm stark gefährdet, während Jonathan nach 1 ½ aus 2 mit zwei weiteren Siegen gegen seine Vereinskameraden Arne Bracker und Malte Colpe, jeweils mit der Tarrasch-Verteidigung des Damengambits (Thema seines nächsten Buches) erspielt, und einem glücklich erkämpften Remis gegen Jens-Ove Fries-Nielsen mit 4 aus 5 fast schon am Ziel war. Zwei weitere Remisen sicherten den Titel, doch die nun sogar noch mögliche GM-Norm war für Jonathan nicht mehr drin, die Anspannung war vorbei, und nach dem Remis gegen Zigurds Lanka musste er sich in der letzten Runde im Kampf um die Turnierpreise Dorian Rogozenco geschlagen geben. Dass er als Dritter mit dem Preis von 250 € seinen Einsatz nur knapp zur Hälfte zurückgewann, wird für Jonny kein Anlass zum Jammern gewesen sein.

Denn schließlich war das Turnier nicht nur für ihn selbst erfolgreich. Auch Niclas Huschenbeth, für den es wie eine Tragödie angefangen hatte, beendete es als Lustspiel - mit der dritten GM-Norm. Dass sein gesamter Rekord zwei kleine Haken hat, wird ihn nicht allzu sehr betrüben: Zum Großmeistertitel fehlen ihm eine Partie und ein paar Elo-Punkte, doch seine Reise geht weiter. Er wird, so ist meine Prognose, nicht einmal seine ganze Dienstzeit als Sportsoldat brauchen, um die fehlenden Elo-Punkte und eine vierte GM-Norm zu erspielen: Aeroflot in Moskau und die 1. Bundesliga sind seine nächsten Herausforderungen. Dass er nach dem Missgeschick in der 2. Runde gegen Jonathan Carlstedt überhaupt am Schluss noch auf die geforderten 7 aus 9 gekommen ist, verdankt Niclas einmal Caissa, die ihm gelegentlich freundlich gesonnen war, zum anderen aber seinem Kampfgeist, den Jörg Zeller jüngst in seinem Bundesliga-Bericht in der Rochade 1/2011 gelobt hat: Niclas' Sieg gegen Vallejo Pons "zeigt seinen unbedingten Willen,

beweist Zähigkeit und Technik und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten." Sein kämpferischer Stil ist mit der Bereitschaft verbunden, auch Risiken zu gehen, und so können manche Siege als glücklich erscheinen, wenn der Gegner die ihm eröffneten Chancen verpasst hat. Niclas war klar, dass er schon in der 1. Runde gegen Klaus Berg hätte verlieren können oder müssen, umso mutiger war es, dass er in der 3. bis 5. Runde gegen die drei Großmeister auf Sieg gespielt hat. In seiner Analyse der Partie gegen Dorian Rogozenco verkennt er nicht, dass ihm sein Gegner, in Zeitnot, geholfen hat, die Partie zu gewinnen. Jan Gustafsson (siehe: www.jan-gustafsson.de) gefällt am besten sein Sieg gegen Zigurds Lanka, nach dem Niclas mit 4 aus 5 wieder auf Norm-Kurs war. Doch das Remis in der 6. Runde gegen Arne Bracker - auch zwischen Freunden wurde nichts verschenkt - machte die letzten drei Runden zur zweiten Zitterstrecke, zumal auch Malte Colpe in der vorletzten Runde noch einmal zähen Widerstand leistete. Da war verständlich, dass Niclas in der letzten Partie mit Schwarz gegen Steve Berger die Norm sicherte und den Kampf um den Turniersieg im Fernduell mit Dorian Rogozenco gar nicht erst aufnahm.

  Niclas Huschenbeth

Huschenbeth,Niclas - Lanka,Zigurds
HSK GM Turnier (5), 05.01.2011 [Gustafsson,Jan]

Diagramm 02

Lanka ist bereits überspielt, Niclas vollendet mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks: 52.a4!! Bevor Weiß sich auf c6 bedient, lenkt er die Dame noch auf das schlechteste Feld. Egal wo diese hingeht, Txc6 entscheidet. 52...Dxa4 53.Tfxc6 bxc6 54.Txc6 Ka7 55.Tc7+ Kb6 56.Dxe5 Db4 57.Sc5 Tge8 58.Dd6+ Kb5 59.Da6# 1-0

Huschenbeth,Niclas (2450) - Rogozenco,Dorian (2534) [C10]
HSK GM Turnier (3), 04.01.2011 [Huschenbeth]

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Sd7 5.Sf3 Sgf6 6.Ld3 c5 7.0-0 Sxe4 8.Lxe4 Sf6 9.Lg5 cxd4 10.De2 Db6 11.Lxf6 gxf6 12.Tad1 Lg7 13.Sxd4 0-0 14.c3 f5 [14...Ld7 15.Lb1 Tad8 16.Td2 f5 17.Tfd1 La4 18.b3 Lc6 19.Dh5 Le4 20.Lxe4 fxe4 21.De2 Lh6 22.Tb2 f5 23.Tbb1 Td5 24.Sc2 Dc5 25.c4 Tdd8 26.b4 De5 27.c5 Lg7 28.Se3 f4 29.Sc4 Df6 30.Sd6 Dg6 31.Dc4 f3 32.g3 e3 33.fxe3 Kh8 34.Kf2 b6 35.Tbc1 bxc5 36.bxc5 Tb8 37.Td2 a5 38.a3 Dh5 39.h4 Le5 40.Dxe6 Tf6 41.Dh3 Tg8 42.Se4 Tc6 43.Td7 Tcg6 44.c6 Lxg3+ 45.Sxg3 De5 46.Tg1 Db2+ 47.Kxf3 Tf8+ 48.Sf5 Txg1 49.c7 Df6 50.Kf2 Tc1 51.Ke2 Tc2+ 52.Td2 Dc3 53.Txc2 Dxc2+ 54.Ke1 Txf5 55.Dg3 Dc1+ 56.Ke2 Df1+ 0-1 Huschenbeth,N (2459)-Levin,E (2495)/Rosenheim 2010/CBM 138 Extra] 15.Lb1 Td8 16.Td3 Ld7 17.Tg3 Kf8?!

Diagramm 03

[17...Kh8 18.Dh5 Tf8 19.Td1 Dxb2 20.Sf3 h6 21.Se5 Le8 22.h4 Db5 23.f4 Dc5+ 24.Kh2 De7 25.Tdd3 Td8 26.Txg7 Kxg7 27.Tg3+ Kh7 28.Sg4 1-0 Saric,I (2575)-Saric,A (2471)/Zadar 2009/CBM 133 Extra] 18.Te1! Durch diesen kleinen unscheinbaren Zug kann Weiß den Druck aufrecht erhalten. Schwarz muss nun besonders den Punkt f5 aufpassen. 18...Lxd4 [18...Te8 19.Dd2 h6 20.Se2 Tad8 21.Sf4 e5 22.Sh5; 18...h6? 19.Sxf5 exf5 20.De7+ Kg8 21.De5+-; 18...Dc5 19.De3 h6 20.Sxe6+] 19.cxd4 f4 20.Th3 Dxd4 21.Txh7 Le8 22.Dh5 Ke7 23.Dg5+ Df6 24.Dc5+ Td6 25.Th3? Es schien mir logisch, den Turm, der auf h7 nicht mehr viel macht, wieder ins Spiel zu bringen. Allerdings lässt der Druck jetzt kurz nach und Schwarz kann sich befreien. [25.Le4 Tad8 26.Lxb7±; 25.Lf5 b6 26.Dc7+ Ld7 und Schwarz steht solide.] 25...Dd4 [25...Dxb2 26.Tb3 Dd2 27.Txb7+ Kf8 28.De5 Td7 29.Tb2²; 25...Lc6! Schwarz bringt einfach seinen Läufer nach d5 und kann dann seinen Turm entfesseln. 26.Td3 Tad8 27.Ted1 Ld5=] 26.Da3? Tc8? Mein Glück, dass mein Gegner in Zeitnot war, sonst hätte er Dd2 sicherlich gesehen. [26...Dd2 27.Dc3 (27.Tf1 Lb5 28.Dc5 Lxf1µ) 27...Tc8 28.Dxd2 Txd2µ] 27.Tb3 b6 28.h4 Tc7 29.h5 Dd2 30.Tf1 Tc1?? [30...Kf6! 31.Ld3 Tc5 32.h6÷] 31.Td3! und es ist aus. 31...Txf1+ 32.Kxf1 Lb5 33.Dxd6+ Kf6 34.Dd4+ Kg5 [34...e5 35.Dd6+ Kf5 36.Dd7++-] 35.De5+ f5 36.Dxb5 Dc1+ 37.Ke2 Dxb1 38.Db3 a5 39.Td1 De4+ 40.Kf1 1-0

 

Dorian Rogozenco, der mit seiner Familie seit einigen Jahren in Hamburg lebt, war vor der letzten Runde punktgleich mit Niclas Huschenbeth, hatte aber die schlechtere Zweitwertung, so dass er sich kein Remis erlauben durfte, wenn er das Turnier gewinnen wollte. Und das wollte er, spielte er doch unter den Augen seiner Frau Ileana, die ihre Tochter Teodora zum RAMADA-Cup begleitete und also die letzten drei Runden live miterlebte.
Jonny spielte in der letzten Partie wie immer 1.c4 und verlor in 22 Zügen und untermauerte so Dusan Nedics These, er habe seine IM-Norm nicht wegen 1.c4!, sondern trotz 1.c4?! erspielt. Aber Jonny sammelt Arbeitsmaterial für die bevorstehende Neuauflage seines Buches …

Turniersieger_Dorian_Rogozenko  

Dorian Rogozenco hat das Turnier sehr ernst genommen; schon in der 1. Runde war er im ersten Großmeister-Duell gegen Zigurds Lankas Wolga-Gambit in Zeitnot geraten, so dass Zigurds ein Remisangebot im 24. Zug ablehnte. Nach dem zweifelhaften Damentausch gewann Zigurds zwar den weißen Freibauern, Dorian überspielte ihn aber im Zentrum. Auf ein Schwarz-Remis gegen Igors Rausis folgte die Niederlage gegen Niclas Huschenbeth, und mit 1 ½ aus 3 schien Dorian seinen jungen Mannschaftskameraden aus dem HSK Bundesliga-Team ziehen lassen zu müssen. Nach sechs Siegen in Folge aber hatte der Rumäne mit starken 7 ½ aus 9 und einer Leistung von 2642 Elo eindrucksvoll seine Favoritenrolle bestätigt. Dass er seine Partie in der 8. Runde gegen Klaus Berg kampflos gewinnen musste, um seine Chancen auf den Turniersieg zu erhalten, schmälert seine Turnierleistung nicht.

Rogozenco,Dorian (2534) - Lanka,Zigurds (2468) [A57]
HSK GM Turnier (1.1), 02.01.2011

1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 b5 4.cxb5 a6 5.b6 d6 6.Sc3 Sbd7 7.a4 Dxb6 8.Sf3 h6 9.Sd2 g5 10.a5 Db4 11.Ta4 Db8 12.Sc4 Lg7 13.e3 h5 14.f3 g4 15.Ld3 gxf3 16.gxf3 h4 17.0-0 Ta7 18.Kh1 Tb7 19.Tg1 Kf8 20.Lf5 Tb4 21.e4 Sh5 22.Txb4 Dxb4 23.Dd3 Ld4 24.Tg5 (=) 24...Db8 25.Se2 Se5 26.Sxe5 Lxe5 27.Lxc8 Dxc8 28.f4 Lf6 29.Tg1 Db7 30.b3 Ke8 31.Ld2

Diagramm 04

31...Db5 32.Dxb5+ axb5 33.Kg2 Kd7 34.Kf3 b4 35.Sc1 Ta8 36.e5 dxe5 37.fxe5 Lh8 38.Sd3 Kc7 39.Tc1 Txa5 40.Lxb4 Ta2 41.Txc5+ Kd7 42.e6+ fxe6 43.dxe6+ Kxe6 44.Txh5 Lf6 45.h3 Th2 46.Sf4+ Kf7 47.Tb5 Th1 48.Ke4 Tg1 49.Ld2 Tg3 50.b4 1-0


Alle Spieler des Turniers hätten es verdient, deutlicher gewürdigt zu werden, aber wir müssen uns auf ein paar Anmerkungen beschränken. Die Tabelle zeigt, dass die "Hackordnung" - abgesehen von den beiden erfolgreichen Normjägern - nicht sehr gestört worden ist. Zigurds Lanka (5) und Igors Rausis (4 ½), die beiden lettischen Freunde, belegten die folgenden Plätze 4 und 5. Nach Arne Bracker hat Zigurds Lanka mit dem königsindischen Sieg gegen ihn "die vielleicht beste Partie des Turniers" gespielt. Wie immer, wenn er in Hamburg ist, hatten wir Gelegenheit, viel von ihm zu lernen, und Lars und Jan Hinrichs, in deren Elternhaus er zu Gast war, haben den Großmeister unter ihrem Dach sehr genossen. Auch Dr. Torsten Szobries war glücklich mit seinem Gast Igors Rausis, der leider wegen eines Termins in Tschechien die Partien der letzten beiden Runden etwas vorziehen musste: Torsten selbst nahm an einem der beiden kleinen Rahmenturniere, die Andreas Albers veranstaltete, teil, und hatte einen Analysepartner wie nicht alle Tage. Steve Berger belegte mit 4 Punkten den 6. Platz noch vor den beiden dänischen Internationalen Meistern Jens-Ove Fries-Nielsen (3 ½) und Klaus Berg (3). Steve, der zunächst bei seinem Mannschaftskameraden Merijn van Delft, dann bei seinen Eltern wohnte, hatte kurz vor unserem Turnier auf Mallorca seine dritte IM-Norm erzielt und hätte fast lieber nicht gespielt, weil er sich am Ziel fühlte, glaubte aber das Turnier durch eine kurzfristige Absage zu gefährden, und so spielte er mit und lieferte einige heiße Partien, mindestens vier seiner Remisen waren heftig umkämpft. Unsere beiden dänischen Freunde vom TSV Preetz spielten unglücklich: Jens-Ove ließ einige gute Chancen aus, vielleicht ging es ihm bei seinen Freunden Matthias Bach und Jonathan Carlstedt zu gut? Und Klaus war in der zweiten Hälfte des Turniers gesundheitlich so stark eingeschränkt, dass er einmal sogar gar nicht antreten konnte. Er war froh, dass sich sein alter Freund Christoph Engelbert um ihn sorgte und seine Familie ihn zum Turnierende aus Hamburg abholte. Arne Bracker (2 ½) und Malte Colpe (1 ½) belegten die ihnen nach der Elo-Rangliste gebührenden letzten Plätze, aber sie haben nicht enttäuscht und bis zur letzten Runde alle Partien voll ausgespielt, wie der Sieg des Spitzenbretts der Jugend-Bundesliga des HSK gegen seinen früheren Teamchef und Mannschaftskameraden beweist. Sie haben viel gelernt und vor allem Lust auf weitere Turniere dieser Art entwickelt, und sie werden ihre Chancen bekommen.

Der Dank des Klubs gilt allen Teilnehmern, aber auch den Schiedsrichtern Ralf Schöngart und Raimund Klein, die das Turnier unter der Regie von Turnierdirektor Jürgen Kohlstädt souverän geleitet haben. Dass wir Jürgen Kohlstädt für die Begleitung unseres Turniers gewinnen konnten, stellt es in die Tradition der IHEM, an denen alle unsere ausländischen Gäste schon teilgenommen haben - Dorian Rogozenco und Zigurds Lanka haben die IHEM auch einmal gewonnen.
So oder so wollen wir diese Tradition fortsetzen - mit jungen engagierten Veranstaltern wie Adreas Albers und Jonathan Carlstedt.

 

Christian Zickelbein

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