HMM 2019 - Zwischenbilanz nach der 5. Runde

Abstiegs-Tsunami?
Die schlimmste Steigerung der Abstiegsgefahren hat, wie vorhergesagt, Paul Doberitz‘ HSK II in der 2. Bundesliga abgewendet: zwei überzeugende Siege in den Schlussrunden brachten unser Team sogar noch mit einem exakt ausgeglichenen Score auf den 5. Platz. Dass aber unser mehrfacher Reisepartner in der 1. Bundesliga, der SK Norderstedt, nicht nur nicht den Wiederaufstieg geschafft hat, sondern auch den zweiten Vertreter aus Schleswig-Holstein, den Lübecker SV, mit in die Oberliga gerissen hat, bleibt eine starke Belastung für die Landesliga Hamburg, die sich auch auf die Stadtligen und Bezirksligen auswirken wird: Noch sind vier Hamburger Teams in der Oberliga Nord gefährdet, aber nicht HSK III.

Statistisches
Die 4. Runde hatte 25 Wettkämpfe, darunter zwei Bruderkämpfe. Die Bilanz der 23 Wettkämpfe gegen Mannschaften anderer Vereine hatte mit +11 =4 -8 wieder eine leicht positive Bilanz, die sich auch im Brettpunktverhältnis von 91½ : 84½ ausdrückt.
Ich freue mich auch, dass wir eine zweite Runde ohne kampflose Partie geschafft haben. Ich hoffe, das gelingt uns genauso in den weiteren vier Runden …

Die sportliche Bilanz
könnte besser sein. Einige unserer Teams müssen sich Sorgen machen und darüber nachdenken, was sie tun können, um den drohenden Abstieg zu vermeiden. Viermal drücken wir einen Abstiegsplatz: Christian Zickelbeins HSK 10 und Jörn Behrensens HSK 13 stehen immerhin auf Platz 9 in den Bezirksligen A und C, Gunnar Klingenhofs HSK 17 ist in der D-Staffel inzwischen Letzter. Und auch meine zweite Mannschaft HSK 20 ist in der Kreisliga A auf den 9. Platz zurückgefallen. Das aber sind nur die bedrohlichsten Situationen. Nur ein Beispiel: Auch Sebastian Kurchs HSK 16, unsere Mannschaft der 2. Runde, ist trotz eines Punktgewinns beim SC Schachelschweine 2 in der Kreisliga C auf Platz 8 durchaus noch abstiegsgefährdet. Plätze in der zweiten Tabellenhälfte sind keine Ruhekissen.

Der Blick nach oben
ist angenehmer.Immerhin haben wir elf Teams in der besseren Hälft der Tabelle, was in fast jedem Fall schon als Erfolg zu werten ist und nicht als selbstverständlich angesehen werden darf.
In den Stadtligen haben Torsten Szobries‘ HSK 5 in der A-Staffel und Ernst Kunz‘ HSK 8 in der B-Staffel ihre 3:5-Niederlagen in der 4. bzw. 3. Runde verwunden und gewannen in der 5. Runde deutlich und spielen als Dritter bzw. Zweiter noch mit um den Aufstieg.
In den Bezirksligen haben wir sogar vier Mannschaften weit vorn. In der A-Staffel führt Johann Sanders HSK 12, unsere Mannschaft der 1. Runde, weiterhin mit 9:1 / 27 vor Kurt Kahrschs HSK 11 mit 7:3 / 23. In der B-Staffel musste Felix Ihlenfeldts HSK 14, unsere Mannschaft der 3. Runde, nach dem 4:4 gegen die Schachfreunde Wedel die Spitze räumen: Die SVg Blankenese 2 ist allein noch ohne Verlustpunkt. Sollte die Entscheidung erst in der direkten Begegnung der letzten Runde fallen? Es wäre schon toll, wenn Felix & Co so lange mithalten könnten! Überraschend hat sich in der D-Staffel Frauke Neubauers HSK 18 (7:3 / 23) auch auf den 2. Platz vorgekämpft, nur einen Punkt hinter den Schachfreunden Sasel (8:2 / 24). Sollte da wirklich was gehen? Die einzige Niederlage gab’s übrigens in der 2. Runde gegen das Bergstedter Bruderteam HSK 17.
Und in der Kreisliga A teilt Jones’ HSK 21 (8:2 / 24½) nach dem 4½:3½-Sieg beim TV Fischbek 4 den 1.-3. Platz mit dem SC Schachelschweine 3 und dem SC Diogenes 4, hat zwar 4½ bzw. 2 Brettpunkte weniger, aber genug Ambitionen, zumindest den 2. Aufstiegsplatz anzustreben. – Überraschend ist nach dem 5:3-Sieg gegen den FC St. Pauli 8 auch Stanis HSK 23 in der Kreisliga C Dritter, aber die führenden SKJE 4 und NTSV 2 haben drei Punkte Vorsprung.
In der Kreisklasse haben wir zwei Teams mit Aufstiegsambitionen. Mein Team HSK 25 (7:1 / 20) war spielfrei und hat die Führung an den NTSV 3 (8:2 / 22½) abgeben müssen. Auch Malte Schachts HSK 28 (6:4 / 21) steht in dieser A-Staffel besser denn je und darf vielleicht noch träumen, aber der SKJE (6:2 / 17) hat wie mein Team ein Match weniger und ist noch eher zu den Kandidaten für den Aufstieg zu zählen als Maltes Team, das allerdings auch meinen Jungs noch ein Bein stellen kann. In der B-Staffel bleibt unsere Mannschaft der 4. Runde, Bernd Grubes HSK 30 (9:1 / 26½), auf dem kaum geglaubten Aufstiegskurs und steht nun nach dem knappem 4½:3½ Sieg im Bruderkampf gegen HSK 29 und der gleichzeitigen Bergedorfer Niederlage sogar auf Platz 1! Natürlich warten in den nächsten beiden Runden „höher dotierte“ Gegner, und es wird schwer. Aber die Leistung des Teams bis zur 5. Runde ist schon sensationell, und vielleicht führt ja der Preis für die Auszeichnung – das Training mit Felix Meißner – noch zu einer weiteren Steigerung zumindest der Motivation, den Aufstieg zu wollen…


Die Mannschaft der 5. Runde

Wenn wir die eben angeführten sportlich erfolgreichen Mannschaften von der Stadtliga bis in die Kreisklasse Revue passieren lassen, kehre ich an den Anfang dieses Kapitels zurück und komme wieder zum letzten Spieltag der 5. Runde: Da hatte ich meine beiden Kandidaten in unserem Turniersaal fast nebeneinander: Torsten Szobries HSK 5 zum ersten Mal in Bestsetzung und Ernst Kunz‘ HSK 8 zum ersten Mal ohne den Teamchef. Beide Teams gewannen, HSK 5 mit 6:2 gegen die SVg Blankenese, HSK 8 mit 5½:2½ gegen den Bille SC; beide Teams spielen vorn mit und haben Chancen, in die Landesliga aufzusteigen, allerdings auch harte Konkurrenz. Eine schwierige Entscheidung.
Für HSK 5 spricht zunächst, dass die Mannschaft nach dem Tod Christopher Engelberts, ihres langjährigen Teamchefs, überhaupt angetreten ist und die 5. Runde erreicht hat: auch dank der acht Ersatzspieler, die elf Partien in den ersten vier Runden übernehmen mussten, zweimal sogar die Bretter 5-8 besetzen mussten. Dass HSK 5 durchhält, ist auch ein Verdienst von Dr. Torsten Szobries, der es als Verpflichtung empfand, die schwere Nachfolge seines Freundes anzunehmen, dessen jahrzehntelange Erfahrung als Coach von der 2. Bundesliga bis nun in die Stadtliga reichte. Zuletzt glaubte Christoph erkannt zu haben, dass sein Team die Rückkehr in die Landesliga nicht mehr schaffen könnte. Welche Freude wäre es für ihn, dass nun zumindest der Kampf um den Aufstieg möglich scheint, wozu unser neues Mitglied FM Igor Spiric am ersten Brett mit 4 aus 4 wesentlich beiträgt. Genauso Wolfgang Schellhorn (4 aus 5) und Thomas Kasteck (3 aus 5), zwei der alten Recken des Teams, und genauso spielbereit wie Torsten Szobries (2½ aus 4) und Wolf Gerigk (2 aus 4), der sich in der 5. Runde sogar auf die Ersatzbank setzte, weil IM Evgueni Chevelevitch nach vielen Jahren Pause das verwaiste Brett seines Freundes Christoph Engelbert annahm. Zum ersten Mal in Bestbesetzung – aber leider geht es nicht so weiter. Torsten Szobries wird weiter viel Hilfe von seiner möglicherweise noch länger werdenden Ersatzbank brauchen, was ihn auch belastet. Eigentlich möchte er vor allem spielen, was nicht nur ihm am Abend nach einem langen Arbeitstag ohnehin schon schwerfällt, wieviel schwerer noch, wenn Verhandlungen bis zu einer kompletten Aufstellung manchmal auch kurzfristig notwendig sind. Auch wenn ich diese Verhandlungen unterstütze und dem Team sogar abzunehmen bereit bin, es ist halt immer beunruhigend. Vielleicht fehlt auch deshalb der unbedingte Aufstiegswille? Eigentlich inkonsequent, denn viele träumen von Wettkämpfen am Sonntagvormittag statt an Abenden nach Arbeitstagen in der Woche. Und hier habe ich nun den Haken aufgehängt, den eine Auszeichnung von HSK 5 schon nach der 5. Runde für mich hat. Aber was nicht ist, kann ja noch werden …

Meine Mannschaft der 5. Runde ist also Ernst Kunz‘ HSK 8.
Ernst betreut seine junge Mannschaft nun im 5. Jahr. Angefangen haben sie miteinander 2015 in der Kreisklasse A, damals war ich auch noch dabei. Gespielt habe ich nicht, auch Ernst nur drei Partien, dann sagte er: „Die Jungs brauchen uns gar nicht.“ Sie brauchten ihn schon als Teamchef, der sie zu einer fast perfekten und wenig aufwendigen Mail-Kommunikation erzogen hat.
Aufenthaltsdauer in der Kreisklasse: eine Saison. In der Kreisliga: eine Saison. In der Bezirksliga: zwei Spielzeiten. Und da das Team für die Stadtliga Verstärkungen ablehnte, meint Dirk Sebastian, der einige der Jungs in seiner Leistungsgruppe trainiert, dass sie für den nächsten Aufstieg auch wieder zwei Jahre brauchen werden. Die Mannschaft aber hat ihn aber schon 2019 im Visier.
Gewiss war die 3:5 Niederlage in der 3. Runde gegen die an Nr. 1 gesetzten Schachfreunde 2 ein Dämpfer, aber dann wurde der FC St. Pauli 4 mit 4½:3½ niedergerungen – da hatte ich als Augenzeuge am Millerntor HSK 8 schon für unsere Auszeichnung im Blick – und in dieser 5. Runde gelang ein klarer 5½:2½-Sieg gegen den einstigen Landesligisten Bille SC, der sogar noch höher hätte ausfallen können, wenn nicht eine weitere Gewinnstellung etwas übermütig durch zu schnelles Spiel vergeben worden wäre.
Klar, die Mannschaft ist aktuell nur Zweiter hinter dem sensationell starken SC Concordia (9:1 / 28½), gesetzt als Nr. 2 und im Schnitt 64 Jahre alt, eher die Entsprechung zu HSK 5 als zu den Jungs in der Stadtliga B, im Schnitt 16 Jahre alt und gesetzt als Nr. 7 laut aktueller Verbandstabelle. Nach 4 Runden waren sie noch die Nr. 8, bei unserer Meldung im Oktober gar die Nr. 10 – eine Entwicklung, die die Relativität der DWZ auf dem Papier zeigt. In vier von fünf Wettkämpfen waren die Gegner höher dotiert, aber nicht so deutlich, dass nicht auf Augenhöhe gespielt werden konnte. Sprich: Alle Gegner sind zumindest in der Reichweite von HSK 8. Wie sagte Robert, der in der 5. Runde Ernst Kunz als Teamchef vertrat, nach dem Sieg? „Wir haben Chancen. Die Schachfreunde (der DWZ-Favorit) sind nach zwei Niederlagen auf den 5. Platz zurückgefallen. Und wir spielen noch gegen Concordia.“ In der 7. Runde, aber auch andere starke Gegner warten noch.
Wir feiern also nicht schon den Aufsteiger, sondern eine Mannschaft mit einem guten Zusammenhalt, die sich fast von selbst aufstellt und bisher nur drei Ersatzspieler für fünf Partien brauchte und für diese Aufgaben klug noch jüngere Spieler auswählt, sodass sie durchaus als Kandidaten für die nächste Saison an das Team herangeführt werden: insbesondere Isaac Garner und Da Huo, Deutsche Meister mit unserer U12; einige Deutsche Meister mit der U16 sind schon im Team zu Hause und prägen es mit. Florian v. Krosigk (U14) hat noch gar nicht gespielt: Er spielt halt auch stark Handball, und freitags ist das wichtigste Training vor dem Spiel. Unser neues Mitglied Faris Avdic (U14) vertritt ihn seit zwei Runden, aber wir hoffen, dass beide noch einmal gemeinsam in dieser Saison spielen werden.
Aber auch über den sportlichen Erfolg hinaus überzeugt die Mannschaft: Ernst Kunz hat wieder mit mir als Partner eine junge Mannschaft in der Kreisklasse übernommen, die ihn auch am Spitzenbrett braucht; Robert Engel führt im zweiten Jahr die Jugend-Bundesliga und nun hoffentlich zum Titel und zur DVM U20. Und Michael Kotyk, Ilja Goltser und Heiko Klaas engagieren sich bei vielen unserer Jugendturniere und analysieren mit jüngeren Spielern bis zur U8, Michael gehört darüber hinaus zu den Trainern unserer Schachschule in den Ferienkursen.
Was wird sich das Team als Preis wünschen? Ein gemeinsames Essen im Orchideen-Palast von Tzun Hongs Vater haben sie zur Feier des Aufstiegs der letzten Saison schon genossen; diese Tradition soll gern fortgesetzt werden, braucht aber den entsprechenden (noch höheren) Anlass. Vielleicht reizt die Teilnahme an einem für Anfang Mai geplanten Top-Training mit einem der weltbesten Trainer? Adrian Mihalcisin ist dann zu Gast bei ChessBase. Ich warte auf Eure Ideen!


Verpasste Gelegenheiten in der 5. Runde

Auflockerung von viel Text und ohne alle Häme zwei Diagramme aus der letzten Runde
Diagramm 1

Diagramm 1: Das Match ist längst hoch gewonnen, der Tag war lang. Auch nach gerade bewältigter Zeitnot fehlen vielleicht die Lust und die Kraft, noch einmal genau hinzuschauen. 43… Lc6+ mit einer Remisschaukel, und der Abend ist überstanden …
Diagramm 2

Diagramm 2: Stellungen mit schweren Figuren sind scharf. Wer den ersten Schuss hat (und trifft), gewinnt. Hier geht's um das Unentschieden für die Mannschaft. Schwarz braucht den Sieg zum Ausgleich. Aber der Arbeitstag war lang, und Schwarz, schon in Zeitnot, verpasst zwei Möglichkeiten und willigt nach drei Zügen ins Remis ein. Wie hätte er das Heft bis zum Matt in der Hand behalten und die weiße Batterie auf der 7. Reihe zur Hilflosigkeit verdammen können?
Wer Lust hat, die nächsten Zwischenbilanzen mit eigenen verpassten oder auch genutzten Gelegenheiten aufzulockern, schicke mir seine Partien …



Christian Zickelbein


Zurück