GM-Turnier 2011

Bergfest! Die erste Hälfte ist (fast) geschafft.
 

Die Doppelrunde ist geschafft und hat ihre Opfer gefordert. Doch vor allem ist niemand mehr ohne zählbares im Feld. Malte Colpe war gegen Klaus Bergs Sämisch-Variante im Königsinder perfekt vorbereitet und erzeugte einigen Druck im damenlosen Endspiel. Die gemeinsame Analyse, in die sich auch Jakob Balcerak einschaltete, förderte noch einige interessante Ideen zu Tage. Aber am Ende waren beide mit dem Remis zufrieden, Klaus hat nach seinem unglücklichen Start "einen ganzen Tag lang keine Partie verloren!" und Malte ist ebenfalls froh, endlich im Turnier angekommen zu sein.
Die zweite beendete Partie ging an Dorian Rogozenco, der eine andere Fortsetzung als Klaus in der Sämisch-Variante wählte und Arne Bracker auf dem falschen Fuß erwischte. In einer drachenähnlichen Stellung geriet Arne bald auf Abwege und sah sich ohne große Gegenchancen überspielt. Die Doppelrunde hat Arne übel erwischt 0/2 waren mit Sicherheit nicht eingeplant, aber noch ist der Zug nicht abgefahren, morgen gegen Rausis gibt es die nächste Chance.
Als um 20Uhr Merijn van Delft zur Live-Analyse in den Jugendraum bat, hatten sich bereits eine ganze Reihe Zuschauer eingefunden, und so wurden vor allem die Partien von Berger (gegen Lanka) und auch Carlstedt - Fries Nielsen, parallel analysiert und kommentiert. Während Steve in seinem geliebten Franzosen mit einem Patentrezept aus Lankas Analyseküche konfrontiert wurde, ging es bei Jonathan typisch chaotisch zur Sache. Zuerst schien es, dass Schwarz allerhand Vorteil erarbeitet hätte und die Analysegruppe suchte bereits nach dem KO-Schlag, bis Jonathans Vater Matthias Bach im Klub auftauchte und die Leitung von Merijn übernahm.

Mathias Bach bei der Analyse

Plötzlich drehte sich auch oben im Turniersaal das Schlachtenglück, und Jens Ove verlor bei knapper werdender Zeit immer mehr die Kontrolle über Brett und Gegner. Am Ende war Jonathan ins Remis entkommen und der dänische IM sehr enttäuscht über seine Spielweise. Bei uns überwiegt die Freude über Jonathans 3 / 4, bedeuten sie doch weiterhin sehr gute Chancen auf die erhoffte IM Norm.
Die Partie Lanka - Berger war mittlerweile mit einem Weißsieg zu Ende gegangen und Steve demonstrierte den Zuschauern noch einige Verbesserungsvorschläge zu seiner Spielweise, nicht gerade normal, wenn man grad eine Partie verloren hat, vielen Dank!
Blieb noch Rausis - Huschenbeth, in der Weiß nach der Eröffnung wohl deutlichen Vorteil hatte. Niclas schätzte seine Stellung allerdings deutlich optimistischer ein und meinte erst später durch schlechte Züge in Nachteil gekommen zu sein. In einem langen, komplizierten Endspiel, das keiner der Zuschauer wirklich einzuschätzen vermochte, entwickelte Niclas allerdings plötzlich gefährliche Angriffsideen und zwang damit den zweiten Großmeister an einem Tag zur Aufgabe. Sichtlich konsterniert konnte Rausis nach der Partie immer noch nicht fassen, was gerade geschehen war. Niclas hingegen ist durch die Niederlage gegen Jonathan anscheinend erst richtig aufgewacht und hat mit jetzt ebenfalls 3 / 4 wieder alle Chancen das Turnier zu gewinnen.
Sehr erfreulich ist weiterhin die Stimmung im gesamten Turnier. Jürgen Bildat aus dem B-Turnier bezeichnete es heute so: "Es macht einfach Spaß hier Schach zu spielen. Man hat keinen großen Druck, vielleicht schon fast etwas zu wenig Druck und kann einfach Schach genießen!" Dabei lief es heute für Jürgen alles andere als rund. Im Rematch mit Torsten Szobries wurde er strategisch überspielt und dann auseinander genommen. Durch das Remis, mit dem Hauke Reddmann gegen Bernhard Jürgens noch gut bedient war, liegen nun Torsten und Hauke gleichauf auf dem Spitzenplatz.
Aber auch für uns Organisatoren ist dieses Turnier eine große Freude. Viele Spieler bieten von sich aus eine kleine Kommentierung ihrer Partien an und mit Philipp Balcerak, seinem Bruder Jakob, Frank Bracker, Merijn van Delft und vielen anderen ist für schachliche Kompetenz gesorgt, die der Autor des Bulletins sonst nicht so leisten könnte.

 
 

Andreas Albers

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