Die Doppelrunde ist geschafft und hat ihre Opfer
gefordert. Doch vor allem ist niemand mehr ohne zählbares im Feld. Malte
Colpe war gegen Klaus Bergs Sämisch-Variante im Königsinder perfekt
vorbereitet und erzeugte einigen Druck im damenlosen Endspiel. Die gemeinsame
Analyse, in die sich auch Jakob Balcerak einschaltete, förderte noch
einige interessante Ideen zu Tage. Aber am Ende waren beide mit dem Remis
zufrieden, Klaus hat nach seinem unglücklichen Start "einen ganzen
Tag lang keine Partie verloren!" und Malte ist ebenfalls froh, endlich im
Turnier angekommen zu sein.
Die zweite beendete Partie ging an Dorian Rogozenco, der eine andere
Fortsetzung als Klaus in der Sämisch-Variante wählte und Arne Bracker
auf dem falschen Fuß erwischte. In einer drachenähnlichen Stellung
geriet Arne bald auf Abwege und sah sich ohne große Gegenchancen
überspielt. Die Doppelrunde hat Arne übel erwischt 0/2 waren mit
Sicherheit nicht eingeplant, aber noch ist der Zug nicht abgefahren, morgen
gegen Rausis gibt es die nächste Chance.
Als um 20Uhr Merijn van Delft zur Live-Analyse in den Jugendraum bat, hatten
sich bereits eine ganze Reihe Zuschauer eingefunden, und so wurden vor allem
die Partien von Berger (gegen Lanka) und auch Carlstedt - Fries Nielsen,
parallel analysiert und kommentiert. Während Steve in seinem geliebten
Franzosen mit einem Patentrezept aus Lankas Analyseküche konfrontiert
wurde, ging es bei Jonathan typisch chaotisch zur Sache. Zuerst schien es, dass
Schwarz allerhand Vorteil erarbeitet hätte und die Analysegruppe suchte
bereits nach dem KO-Schlag, bis Jonathans Vater Matthias Bach im Klub
auftauchte und die Leitung von Merijn übernahm.
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Plötzlich drehte sich auch oben im Turniersaal das Schlachtenglück,
und Jens Ove verlor bei knapper werdender Zeit immer mehr die Kontrolle
über Brett und Gegner. Am Ende war Jonathan ins Remis entkommen und der
dänische IM sehr enttäuscht über seine Spielweise. Bei uns
überwiegt die Freude über Jonathans 3 / 4, bedeuten sie doch
weiterhin sehr gute Chancen auf die erhoffte IM Norm.
Die Partie Lanka - Berger war mittlerweile mit einem Weißsieg zu Ende
gegangen und Steve demonstrierte den Zuschauern noch einige
Verbesserungsvorschläge zu seiner Spielweise, nicht gerade normal, wenn
man grad eine Partie verloren hat, vielen Dank!
Blieb noch Rausis - Huschenbeth, in der Weiß nach der Eröffnung wohl
deutlichen Vorteil hatte. Niclas schätzte seine Stellung allerdings
deutlich optimistischer ein und meinte erst später durch schlechte
Züge in Nachteil gekommen zu sein. In einem langen, komplizierten
Endspiel, das keiner der Zuschauer wirklich einzuschätzen vermochte,
entwickelte Niclas allerdings plötzlich gefährliche Angriffsideen und
zwang damit den zweiten Großmeister an einem Tag zur Aufgabe. Sichtlich
konsterniert konnte Rausis nach der Partie immer noch nicht fassen, was gerade
geschehen war. Niclas hingegen ist durch die Niederlage gegen Jonathan
anscheinend erst richtig aufgewacht und hat mit jetzt ebenfalls 3 / 4 wieder
alle Chancen das Turnier zu gewinnen.
Sehr erfreulich ist weiterhin die Stimmung im gesamten Turnier. Jürgen
Bildat aus dem B-Turnier bezeichnete es heute so: "Es macht einfach
Spaß hier Schach zu spielen. Man hat keinen großen Druck,
vielleicht schon fast etwas zu wenig Druck und kann einfach Schach
genießen!" Dabei lief es heute für Jürgen alles andere als
rund. Im Rematch mit Torsten Szobries wurde er strategisch überspielt und
dann auseinander genommen. Durch das Remis, mit dem Hauke Reddmann gegen
Bernhard Jürgens noch gut bedient war, liegen nun Torsten und Hauke
gleichauf auf dem Spitzenplatz.
Aber auch für uns Organisatoren ist dieses Turnier eine große
Freude. Viele Spieler bieten von sich aus eine kleine Kommentierung ihrer
Partien an und mit Philipp Balcerak, seinem Bruder Jakob, Frank Bracker, Merijn
van Delft und vielen anderen ist für schachliche Kompetenz gesorgt, die
der Autor des Bulletins sonst nicht so leisten könnte.
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