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Start mit Hindernissen

Vorgeschichten.-
Das IM-Turnier in den Herbstferien 2006 hat zwar keine Norm gebracht, aber die Kooperation zwischen dem HSK als Ausrichter und dem Niedersächsischen Schachverband war so harmonisch, dass die Partner in der zweiten Woche der Herbstferien 2007 ihrer Premiere einen zweiten Versuch folgen lassen.
In diesem Jahr sind sogar zwölf Teilnehmer eingeladen. Da die Woche nach dem ersten Bundesliga-Wochenende am 20./21. Oktober bis zum Sonntag, 28. Oktober nur neun Runden zulässt, wurde als Austragungsmodus eine Mischung zwischen einem Einzel- und Mannschaftsturnier gewählt: Jeweils drei Spieler bilden eine Mannschaft: „die Niedersachsen“, „die Youngsters“, HSK II+III und „die Meister“. Da die Spieler einer Mannschaft nicht gegeneinander gelost werden, spielt nicht jeder gegen jeden, so dass alle Teilnehmer leicht unterschiedliche Voraussetzungen für eine Norm erfüllen müssen.
Die Organisation des Turniers wurde in der Schlussphase in der Hektik des Bundesliga-Wochenende plötzlich schwierig: Wolfgang Pajeken, vorgesehen für die Gruppe „Trainer und Youngsters“ sagte ab, doch Frank Bracker war bereit, für ihn einzuspringen. Am Sonntag lief dann Stefan Huschenbeth vergeblich mit einem Namensschild „Axel“ auf dem Hauptbahnhof herum, um Axel Smith aus Lund (Schweden), den Gast seines Sohnes, abzuholen - Axel kam entsprechend seiner von uns zu flüchtig gelesenen Mail erst am Montag an, allerdings nach Rundenbeginn, daher unser Irrtum. Noch immer war aber nicht klar, ob der erkrankte Niclas Huschenbeth überhaupt spielen könnte. Zur Not war Arne Bracker, Franks Zwillingsbruder, bereit, noch kurzfristiger einzuspringen, doch dieser Wechsel hätte die Änderung der geplanten Mannschaften und damit eine ganz neue Auslosung erforderlich gemacht. So waren wir froh, dass Niclas, obwohl seine Ampel eigentlich noch auf gelb stand, zwei Stunden vor Turnierbeginn grünes Licht gab, so dass der von Andreas Albers veranstaltete Vergleichskampf „Talente fordern Meister“ nicht noch einen weiteren Spieler verlor.

1. Runde.-

1 Markgraf, Alexander - Lanka, Zigurds ½ - ½
2 Breuer, Stefan - Kopylov, Michael 0 - 1
3 Müller, Fabian - van Delft, Merijn 1 - 0
4 Smith, Axel - Langrock, Hannes ½ - ½
5 Bracker, Frank - Lindinger, Markus ½ - ½
6 Huschenbeth, Niclas - Bakker, Sven ½ - ½

Die Niedersachsen spielten mit Weiß gegen die Meister, die Youngsters mit Weiß gegen die Spieler von HSK II und III. Axel Smith und Hannes Langrock begannen ihre Partie eine gute halbe Stunde später und saßen entsprechend auch als letzte am Brett - da lag Niclas längst schon wieder zu Hause flach.

Die erste Entscheidung traf in der Tat Sven Bakker, als er Niclas Huschenbeths Remis-angebot im 27. Zug annahm, obwohl er kurz vor einem Bauerngewinn und einem besseren Endspiel stand. Niclas hatte gegen Svens Caro-Kann nichts erreicht und war froh über dessen Rücksichtnahme; Sven hätte sich nicht gescheut, sich selbst in einem langen Endspiel zu quälen - wohl aber seinen rekonvaleszenten Mannschaftskameraden im European Team Cup.

Das zweite Remis wurde nach nur 18 Zügen zwischen Alexander Markgraf und Zigurds Lanka beschlossen: Alexander hatte eine sehr gute Stellung aufgebaut, aber auch viel Zeit investiert, so dass er dem Remisangebot des Großmeisters nicht widerstehen konnte.
Stefan Breuer dagegen, der über die Aljechin-Verteidigung von Michael Kopylov eine französische Struktur erreicht und versucht hatte, sie mit 14.f5 zu sprengen, wollte offenbar zuviel; statt den geopferten Bauern zurückzuholen, setzte er auf Angriff, den Michael jedoch cool mit einem Damentausch aushebelte.

Der Ausgleich für die Niedersachsen gegen die Meister schaffte Fabian Müller, als Merijn van Delft nach seinem chancenreichen Scheinopfer eine Figur zu schnell das für den Bauerngewinn eingesetzte Kapital wieder einstreichen wollte: Mit einem feinen Damenzug deckte Fabian das Mattfeld und beantwortete die Fesslung mit einer entscheidenden Gegenfesslung.

Müller,Fabian(2312) - van Delft,Merijn (2418)

27...Sxf4! 28.Txf4 Dg6 29.Lg4 Dxg4? [29...Sf6!] 30.Df1! und Weiß gewann trotz knapper Zeit nach weiteren zehn Zügen.

Besonders heftig ging es zwischen Frank Bracker und Markus Lindinger zu: Frank öffnete mit einem Bauernopfer die schwarze Rochade und brauchte nur noch ein Feld für seine Dame, um matt zu setzen, aber Markus kontrollierte nach der Öffnung des Zentrums alle kritischen Felder und leitete selbst einen Gegenangriff gegen die lange Rochade ein. Er begnügte sich schließlich mit wenig Bedenkzeit mit einem Dauerschach, obwohl er wohl nach der gemeinsamen Analyse auf Gewinn hätte spielen können. Für mich bleiben aber einige Zweifel, ob nicht auch Frank bessere Chancen gehabt hätte, wenn er das schwarze Zentrum energischer behandelt hätte. Aber was verstehe ich davon, die Partie schreit nach genauer Analyse!

Bracker,Frank (2214) - Lindinger,Markus (2277)

16.Sxe5 Lxc3 17.Sxc6 Lxb2+ 18.Kxb2 Db6+ 19.Sb4 Dxb4+ 20.Ka1 Dc3+ 21.Kb1 Da3 22.Ka1 Dc3+ 23.Kb1 Te8 24.Ld3 Db4+ [mit 24...cxd3 25.Txd3 Dc6 hätte Markus nach Fritz 10 auf Gewinn spielen können] 25.Ka1 Dc3+ (=) ½-½

Auch die dritte Partie zwischen den Youngsters und HSK II+III gab es ein Remis: Axel Smith und Hannes Langrock hätten natürlich noch spielen können, aber ihre Stellung war sehr ausgeglichen, Schwarz hätte seinen isolierten Bauern auf a5 mit allen Schwerfiguren auf der 5. Reihe verteidigen und auch seinen vermeintlich schlechten Läufer noch ins Spiel bringen können: Hannes’ Remisangebot war sicher berechtigt, und seine Annahme auch.

Stand nach der 1. Runde

Nr. Teilnehmer TWZ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Pkte
1. Markgraf, Alexander 2447 ** ** **             ½     0.5
2. Breuer, Stefan 2355 ** ** **               0   0.0
3. Müller, Fabian 2312 ** ** **                 1 1.0
4. Smith, Axel 2384       ** ** ** ½           0.5
5. Bracker, Frank 2214       ** ** **   ½         0.5
6. Huschenbeth, Niclas 2318       ** ** **     ½       0.5
7. Langrock, Hannes 2403       ½     ** ** **       0.5
8. Lindinger, Markus 2277         ½   ** ** **       0.5
9. Bakker, Sven 2244           ½ ** ** **       0.5
10. Lanka, Zigurds 2482 ½                 ** ** ** 0.5
11. Kopylov, Michael 2472   1               ** ** ** 1.0
12. van Delft, Merijn 2418     0             ** ** ** 0.0

(Text: Christian Zickelbein)

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