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C 1 - Mein erstes Schachturnier

Naja, so ganz stimmt es ja nicht mit dem Titel, denn Schachturniere habe ich bereits gespielt, nur liegen sie ein paar Jahre - eigentlich Jahrzehnte - zurück. Wann ich genau mein letztes Klubturnier spielte, konnte ich bei meiner Schnelldurchsicht alter Unterlagen nicht mehr herausfinden. Ich gab mich mit meiner Recherche zufrieden, als ich in einem früheren AKTUELL (15, vom Januar 1974 - damals bestehend aus einer 7-seitigen DinA4 Papierkopie, also nicht vergleichbar mit unserem heutigen hochgestylten AKTUELL) einen Bericht zum Klubturnier 1973 fand, in dem ich in der A-Klasse (Gruppe nach Meisterklasse und Meister-Reserve) den 5. Platz von 14 Teilnehmern belegte.
Überrascht war ich, als ich las, dass in meiner damaligen Gruppe auch Thomas Knuth mitspielte, der mir beim Lesen der diesjährigen Teilnehmer der C1-Klasse zunächst gar nicht mehr in Erinnerung war. Als wir uns aber zu unserer Turnierpartie in der 2. Runde begrüßten, waren wir uns beide sofort wieder bekannt und erinnerten uns an alte Zeiten. Thomas und ich einigten uns nach hartem Kampf auf Remis. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass damals Uwe Kröncke die A-Klasse gewann und damit in die Meister-Reserve aufstieg.

Mit Armin Meibauer traf ich in der C1 auf einen weiteren alten Bekannten aus frühen SG HHUB-Tagen, der mich schon damals, nachdem er aus dem Anfängerlehrgang herausgewachsen war, in der HSK Rangliste überflügelt hatte. Auf ihn traf ich ausgerechnet gleich in der ersten Runde, da er der DWZ-stärkste Teilnehmer unserer Gruppe war und ich mit einem solchen Attribut nicht aufwarten konnte. In den Sechziger-/Siebziger-Jahren gab es derartige Berechnungen für Schachspieler nicht. Große Chancen rechnete ich mir daher auch nicht aus, was sich auch im Laufe der Partie als realistische Einschätzung erwies. Außerdem überraschte er mich mit einer Mittelgambit-Eröffnung, die ich seit Urzeiten nicht mehr gespielt hatte. Im Verlaufe des Spiels geriet ich immer mehr in Bedrängnis und musste mich letztlich seinem Kombinationsspiel geschlagen geben.
Den übrigen Teilnehmern ging es häufig nicht besser und so belegte Armin Meibauer unangefochten ohne eine Verlustpartie den ersten Platz in unserer Gruppe mit 7.5 Punkten.

Nachdem ich mich in den ersten beiden Runden gegen meine ehemaligen Gymnasium Uhlenhorst Barmbek Zöglinge abgemüht hatte, traf ich in den weiteren 7 Runden auf Klubmitglieder, gegen die ich zuvor noch niemals eine Partie gespielt hatte. Meine Hauptzielsetzung in den Partien galt dabei zunächst, die Eröffnungsphase möglichst unbeschadet zu überstehen und nicht auf bekannte Eröffnungsfehler hereinzufallen. Nach so langer Wettkampfpause fehlt einfach ein gewisses Repertoire an üblichen Eröffnungskenntnissen und ich hatte vor dem Turnier einerseits wegen des Hamburger Schachfestivals kaum Zeit und andererseits auch keine Lust, mich in Eröffnungen vorzubereiten. Mein Vorhaben gelang mir mit wechselndem Erfolg. Besonders schnell erwischte es mich in der 7. Runde in der Partie gegen Thomas Meyer, der mich in der Wiener Eröffnung bereits im 4. Zug mit einem Damenausflug nach h5 überraschte - entgegen aller Empfehlung an den Einsatz der Dame in der Eröffnung, die in Anfängerlehrgängen so vermittelt wird und wohl noch in meinem Langzeitgedächtnis schlummerte - dass ich meinen Springer auf e4 vergaß und im 5. Zug dann die Partie wegen vermuteter Erfolglosigkeit aufgab (1.e4 e5 2.Sc3 Sf6 3.Lc4 Sxe4 4.Dh5 Df6?? 5.Sxe4 aufgegeben 1-0). Denn bereits in der 4. Runde hatte ich gegen Thomas Heinz Richert einen Springerverlust übersehen - allerdings nicht ganz so schnell und erst im 11. Zug - und trotz zähem Angriffsversuch über den Damenflügel nicht kompensieren können, so dass ich mich schließlich dem gegnerischen Angriff auf meinem Königsflügel mit Matt ergeben musste (siehe Partie).

In der letzten Runde verpasste ich es gegen Sebastian Krupa, den - wenn auch glücklich - eroberten Figurenvorteil umzusetzen, und musste am Ende selbst noch froh sein, mit einem Remis aus der Partie zu gehen. Damit war es nichts mehr geworden, zumindest 50% der Punkte aus dem Turnier zu erringen. Mit 4 aus 9 Punkten und einem 7. Platz muss man wohl nach über 30 Jahren Wettkampfpause zufrieden sein.

Die Abschlusstabelle der C1-Gruppe zeigt, dass sich die Spielstärksten auch vorne platzierten. Wer sich von den Teilnehmern insgeheim welchen Platz selbst erhofft hatte, entzieht sich meiner Kenntnis. Nach Armin Meibauer überstand nur Thomas Heinz Richert das Turnier ungeschlagen, aber mit zwei Remis-Partien mehr als Armin. Die Reihenfolge der nächsten vier Plätze wurde ebenfalls im Wesentlichen durch die Anzahl der Remis-Partien vergeben, wobei Sebastian Krupa die meisten (5) aufwies und folglich innerhalb dieser Vierer-Gruppe den letzten Platz einnimmt. Und die letzten vier Mohikaner teilen sich die Plätze 7 bis 10 nach der Anzahl ihrer Verlustpartien, aber hoffentlich dennoch im Rückblick, ein harmonisches, jederzeit den Turnierregeln entsprechendes und spannendes Turnier gespielt zu haben.

Andreas Schild

 

Partie (pdf-Format)

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