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Interview mit dem neuen Klubmeister 2006: Markus Lindinger

Mit 7/9 ist Markus „Linde“ mit einem Punkt Vorsprung Sieger in der A-Klasse des Klubturniers geworden. Viele kennen ihn als starken Spieler aus den obersten Ligen und manche erinnern sich daran, dass er ursprünglich von Königsspringer zum HSK stieß. Doch viele Vereinsmitglieder wissen kaum mehr. Ein Interview mit unserem Klubmeister während einer Pause beim weihnachtlichen Ansageblitzturnier sollte Abhilfe schaffen.
Markus Lindinger ist 28 Jahre alt und nach eigenen Aussagen lernte er das Schachspiel im Alter von 5 Jahren. So richtig fing er aber mit 12 Jahren in einer Schule an, in der Königsspringer nach Talenten Ausschau hielt, was sie dann in Markus auch fanden. Seinen ersten Erfolg feierte er dann kurze Zeit später mit dem Gewinn der DVM U13.
Bis zum heutigen Tag hat er das Klubturnier zwei Mal gewinnen können und trug sich zudem vier Mal als Zweiter in der Teilnehmerliste ein. Auf die Frage, warum er denn als so starker Spieler an diesem Turnier teilnähme, kam die Antwort, dass es ihm wichtig ist, auch als starker Spieler im Klub präsent zu sein. Weitere Gründe sind, dass dieses Turnier sehr günstig ist und in einer gemütlichen Atmosphäre vonstatten geht.
Als Lieblingsgegner nannte er Jan „Gusti“ Gustafsson.
Als ersten Spieler der Top Five seiner Vorbilder nannte er den erst vor kurzem verstorbenen David Bronstein (Vizeweltmeister 1951). Sein Spielstil wurde als originell bezeichnet. Auf Rang zwei folgt Tigran Petrosian (Weltmeister 1963-1969), der zwar die Prophylaxe nicht erfunden, jedoch zur Perfektion getrieben hat. Es folgt mit Gurgenidse ein eher unbekannter Spieler, der aber durch seinen außergewöhlichen Spielstil bei dem einen oder anderen eine Quelle der Inspiration ist. Auf ihn geht zum Beispiel im Caro-Kann das Abspiel 1. e4 c6 2. d4 d5 3. Sc3 b5 zurück. Rang vier belegt der allseits bekannte Michail Tal (Weltmeister 1960-1961). Sein als außerordentlich taktisch geprägtes Spiel steht in besonders starkem Kontrast zu Petrosians Manövrierkunst. Den Abschluss der Top Five bildet Paul Keres, einer der stärksten Spieler in der Schachgeschichte, der nie um eine Weltmeisterschaft spielte. Er war auf dem Gebiet der Eröffnungen eine anerkannte Autorität.
Diese zum Teil ungewöhnliche Kombination von herausragenden Spielern begründete Markus mit ihren verschiedenen Spielstilen. Es lohne sich, diese Spieler zu studieren und von ihnen zu lernen.
Seine Lieblingsfigur ist der Springer. Es gäbe zwar statistisch gesehen mehr Stellungen, in denen der Läufer bessere Möglichkeiten habe, aber man bräuchte die ja nicht unbedingt anstreben. Er schätze den Springer, weil er einerseits die am meisten unterschätzte Figur sei und andererseits sich mit ihm ein dynamisches Spiel mit schönen Manövern ergebe. Und wer kennt nicht dieses Gefühl, wenn ein Springer anfängt, sich durch das Spielfeld zu gabeln?
Nach seinen schachlichen Zielen bzw. Wünschen befragt, antwortete Markus, dass der Titel eines IM im Bereich des Machbaren sei, er dafür aber mehr tun müsse. Ein Wunsch der besonderen Art ist, eines Tages seinen Namen unter jeder Variante des Eröffnungscodes (ECO) zu finden.
Auch 2007 will Markus Lindinger im Klubturnier antreten und seinen Titel erfolgreich verteidigen. Doch bevor es so weit ist, wollen wir ihm an dieser Stelle recht herzlich zum Gewinn der Meisterschaft 2006 gratulieren und uns für das Interview bedanken.

Das Interview führte Helge Hedden

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