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HSK Klubturnier 2009

Klubturnier 2009, der Dienstag                            (Andreas Albers)

 

Runde 3

 

Jade Schmidt und Michael Lucas spielen normalerweise am Freitag in der A-Klassen, aber die Partie wurde auf den Dienstag verlegt und so durften auch wir mal in den Genuss einer A-Klassenpartie kommen. Jade hat sich diesmal als Gastkommentatorin angeboten und ihr heißes Kampfremis gegen Michael Lucas analysiert.

 

Schmidt,Jade (2003) - Lucas,Michael (2116) [A65]

HSK Klubturnier 2009 A2-Klasse (2), 29.09.2009 [Jade]

Nach einer eingeplanten Auftaktniederlage gegen die Setzlisten-Nr.1 meiner Gruppe sollte nun in der zweiten Runde etwas Zählbares her. Mit Michael hatte ich mich erst einmal am Brett duelliert, damals konnte ich bei einem der Sekt-oder-Selters-Turniere eine wilde Zeitnotschlacht gewinnen. Etwas Ähnliches erwartete ich heute. 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.d5 Ziel Nr. 1 erreicht: den Gegner aus der Vorbereitung gebracht. Objektiv ist d5 natürlich nicht der Hit, aber es vermeidet Grünfeldindisch und zwingt schwarz, früh selbst zu denken. 3...Lg7 4.Sc3 d6 5.e4 0–0 6.f3 c5 7.Lg5 e6 8.Dd2 exd5 9.cxd5 a6 10.a4 h6 11.Le3 Sbd7 12.Sh3 h5

 

 

 

der erste neue Zug für mich. Bis dato waren wir durch Zugumstellung in bekannten Strukturen gelandet. Obwohl es h5 in der Datenbank einige Male gibt, überzeugt der Zug mich nicht, vor allem in Verbindung mit dem späteren Plan der Partie. Ich hätte als Schwarzer wohl Kh7 präferiert. 13.Le2 Sh7 Lustiger weise waren Michael und ich hier beide der Ansicht, besser zu stehen:-) Den einzigen Sinn von Sh7 sah ich in der Möglichkeit, f5 zu spielen, was ich mit der bereits geschehenen Schwächung des schwarzen Königsflügels für langfristigen Selbstmord hielt.  14.0–0 Se5 15.Sf2 f5 Mit diesem Zug finden sich immerhin noch 17 Partien in der Datenbank, was mir am Brett nicht bewusst war. Ich investierte nun meinen ganzen Bedenkzeit-Vorsprung und mehr in den nächsten Zug, der kurioserweise dann auch noch eine Neuerung ist. Meine Gedanken sahen folgendermaßen aus: wenn ich am Königsflügel nichts mache und z.B. Tab1 spiele, um b4 vorzubereiten, macht schwarz Df6, g5 und rollt mich langsam platt. Also war mein Plan, auf f5 rauszunehmen und dann auf die Bauernschwächen spielen.  16.exf5 gxf5±

 

 

17.Sh3!? Mit dieser Stellung hatte ich mich in der Vorausberechnung (zu) lange beschäftigt und war immer noch unsicher, ob dies die beste Fortsetzung ist. Mit dem Textzug versuche ich auf positionelle Art und Weise, den schwarzen Aufbau zu bestrafen.  [17.h3 Sf6 18.f4 Sg6 19.Sd3 h4 20.Lf3 Ld7 21.a5 war meine andere Idee, zu der ich mich aber nicht durchringen konnte und die den weißen Vorteil offensichtlich auch deutlich schmälert.] 17...Sg6 eigentlich wollte ich Ld3 nebst Tfe1 ziehen und weiter Druck auf die schwarzen Bauern machen. Doch plötzlich gefiel mir Sf4 noch besser. Ein deutliches Anzeichen von Inkonsequenz, was mich ziemlich ärgerte. Dazu kam meine alte Schwäche, die Zeitnot, aufgrund derer ich nun viel intuitiv spielen musste. 18.Sf4 Sxf4 19.Lxf4 Df6 20.Tfe1 um nach eventuellem Damentausch auf d4 mit dem König nach f1 zu können. 20...Ld7 21.a5 Tfe8 22.Lc4?! Sf8 23.Lg5=

 

 

 

und plötzlich ist es nur noch völliger Ausgleich! Weiß hat innerhalb weniger Züge den ganzen Vorteil weggeworfen, was mir während der Partie aber überhaupt nicht klar war, im Gegenteil... 23...Dg6?± ...doch plötzlich ist er wieder da! Dg6 erschien mir von allen Damenzügen am schlechtesten, denn da will doch der Springer hin, oder nicht? 24.Kh1 Sh7 25.Lf4 Kh8 26.Df2 Le5? objektiv natürlich schlecht, weil es einfach den c5 einstellt. Praktisch aber gar nicht so dumm, denn ich hatte nur noch wenige Minuten auf der Uhr und schwarz bekommt recht leicht ein bisschen Angriff für den Bauern.  27.Lxe5+ dxe5 28.Dxc5+-

 

 

 

28...Tac8 29.Db4 Tg8 30.Lf1! Sg5 31.Dxb7!? in horrender Zeitnot fand ich diesen guten Zug, der große Verwicklungen hervorruft und schwarz dazu zwingt, seine Kompensation für das Material konkret nachzuweisen. Angesichts der Zeit war aber das einfachere Txe5 wohl besser. 31...Sxf3 32.Dxd7 Tc4!? ein interessanter Versuch, mich vollends zu verwirren. Doch ich fand noch eine Rettung... 33.De6 Th4

 

 

34.Dxg8+! natürlich war Caissa mir in dem Moment hold, dass ich diesen Zug noch habe. Fritz meckert zwar, aber ich war mir nun sehr sicher, dass ich die Partie gewinne, wenn ich die Zeit überlebe. Zum ersten Mal seit Jahren hatte ich dabei jedoch ernste (und berechtigte) Bedenken. 34...Dxg8 35.gxf3 Dg3 36.Te2 Dxf3+ 37.Tg2 Tg4 38.Te1 Txg2?? auch Michael hatte inzwischen nur noch Sekunden auf der Uhr und schenkte mir meine Gewinnstellung zurück. [38...h4 39.Kg1 h3 40.Txg4 Dxg4+= ist einfach Dauerschach.] 39.Lxg2+- Df2 40.Tg1?? Dc5?? Beidseitiges Gepatze in den letzten Sekunden. Natürlich muss weiß Td1 ziehen und schon wird es sehr schwer für schwarz, den d-Bauern aufzuhalten. Auf der anderen Seite muss schwarz nach Tg1 natürlich auf b2 nehmen und schon kämpft weiß plötzlich ums remis!  41.Te1 e4 42.Tf1 erst jetzt rekonstruierten wir unser Gestrichel und stellten fest, dass 40 Züge rum waren. Nachdem die erste Anspannung abfiel, war ich mir sehr sicher, nun gewinnen zu können. Die Stellung ist auch gewonnen, aber nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. 42...Dxa5 43.Txf5 Da1+ 44.Tf1 Dxb2 45.Sxe4 Dd4

bis hierhin forciert. Nun ist das Ganze auch etwas übersichtlicher. d6 liegt auf der Hand, Alexander Bodnar kritisierte diesen Zug allerdings hinterher und ich glaube, er hat Recht. 46.d6 Dd3! denn auf einmal kann ich nicht mehr Lf3 und Td1 ziehen, was mein Gewinnplan war! h3 zog ich nun in Erwägung, konnte aber keinen Gewinnweg mehr erkennen. Schwer gefrustet von diesem Partieverlauf stellte ich ihm noch eine letzte Falle, die aber letztlich nur zum Remis führt. Fritz gibt +3,29 an, ein toller Trost:-) 47.Sg5 Kg8! einziger Zug, alle anderen Königszüge oder auch das Rennen mit dem a-Bauern führen zu einem hübschen Mattbild nach Se6 nebst Tf8+. 48.Se6 Dxd6 49.Tf8+ Dxf8 und remis, da weiß hat den falschen Läufer für seinen Randbauern hat. Eine wieder sehr dramatische Partie mit vielen guten, aber auch vielen schlechten Zügen auf beiden Seiten, sodass das Remis am Ende wohl in Ordnung geht. [natürlich nicht 49...Kh7?? 50.Le4+ Kh6 51.Th8#]  ½–½

 

B-Klasse:

Diesmal durfte ich mich als erstes in die Siegerliste eintragen. Björn Hackbarth, der Gewinner der ersten beiden Runden versuchte sich mit einem kleinen Eröffnungsexperiment, aber es gelang mir relativ schnell eine druckvolle Stellung aufzubauen. Das es in solchen Situationen schwierig ist, die besten Züge zu finden kennt jeder und so durfte es am Ende zumindest noch ein hübsches Mattbild sein.

Jamshid Atri fand ein gutes Rezept gegen Vadym Salenkos weißen Stonewall und machte von Anfang an das Spiel. Vadym zeigte zwar die gewohnte Zähigkeit, aber am Ende war doch kein Kraut gewachsen und so hat Jamshid jetzt seine Auftaktniederlage wieder wett gemacht.

Dominator der Gruppe ist weiterhin Stephan Kappus, der diesmal Boguslaw Kruppa überzeugend schlug. Und am Freitag, mitten unter den Partien des DWZ Opens trugen auch Christian Purniel Umpierre und Markus Weise ihre Partie aus. Christian nahm die Partie nach eigener Aussage ein wenig auf die leichte Schulter und wurde für diese Leichtfertigkeit sauber ausgekontert. Markus liegt nun bei 50% und ist damit auch gut gestartet.

 

C-Klasse:

Andreas Schild hatte sich zwar gegen Wolfgang Nagel auf die falsche Farbe vorbereitet, verzichtete allerdings auf meinen Rat, sich mit 1. a3 selbst die schwarze Seite zuzuschanzen. Eine gute Entscheidung, denn mit Weiß spielt es sich ja doch viel einfacher und so gelang ihm ein schöner Sieg und die alleinige Tabellenführung. 4/4 hat ansonsten noch niemand im ganzen Turnier, denn Andreas hat bereits eine Runde vorgespielt (gegen Ulrich Kibilka) und war auch dort siegreich.

Gegen Gunnar Klingenhof gelang aber auch Ulrich das erste Erfolgserlebnis. Eine Punkteteilung, die nach meiner kurzen Durchsicht durchaus in Ordnung für beide Seiten ging. Wieder zurück in die Erfolgsspur gefunden hat Peter Heunemann, der gegen Reinhard Ahrens siegen konnte und diesem seinen Turnierstart gründlich verdorben hat.

Neben Andreas ist Bernd Klawitter sicher die positive Überraschung in diesem Turnier. 2/3 waren vor Turnierbeginn kaum zu erwarten und er hat den Tabellenführer schon hinter sich.

 

D-Klasse:

setze diesmal aus! Aber Thomas Knuth und Jasmin Rother holten ihre Partie aus der 1. Runde nach. Eigentlich hatte Jasmin schon viele Probleme gelöst, übersah dann aber ein Zwischenschach, das ordentlich Material kostete. Durch seinen vorgezogenen Sieg gegen Marianne Graffenberger schob sich Thomas damit auf Platz 2 hinter Bernd Schmechel.

 

Nun folgt eine relativ lange Herbstpause, in der ein paar Partien nach- und vorgespielt werden, Ende Oktober geht es dann wieder richtig zur Sache.

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